Liebes-Säule im Volksgarten. Leucht-Turm an der Salzach
KUNST LITFASS SÄULEN
11/08/21 Maßstab statt Uhr. Seltsam aber anschaulich. „In unserer schnelllebigen Zeit hat man nicht immer Zeit, die Qualität der Zeit zu hinterfragen. Bekommt Zeit nach der Pandemie eine neue Qualität? Oder ist sie nur eine Illusion?“ Das fragt (sich) der Künstler Christian Ecker. Von ihm ist eine der zwölf Kunst-Litfaßsäulen – ein „Maßstab zur Vermessung der Zeit“.
Von Heidemarie Klabacher
Elisabeth- oder Giselakai. Franz-Josef- oder Ignaz-Rieder-Kai. Stadtbibliothek. Rotkreuzparkplatz. Klausentor. Oder Raiffeisengarage. Dazu – heuer erstmals – drei mal Hallein: Die Kunst-Litfaßsäulen sind wieder da. Zum achten Mal luden die Kulturabteilungen von Stadt und Land, der Kunstbeirat mit der Firma Progress Werbung zum Wettbewerb Kunst-Litfaßsäulen.
„1.440 Minuten hat jeder von uns pro Tag zur Verfügung. Durch die Umrundung der Säule kann man sich mit der Qualität seiner eigenen Lebens-Zeit auseinander-setzen.“ Christian Ecker, 1961 in Salzburg geboren, ist ausgebildeter Lithograf und seit 1990 freischaffender Künstler. Keine Zeit heißt seine Säule in der Nähe der S-Bahn-Station Mülln. Es sei „ein Maßstab zur Vermessung der Zeit“, so Ecker. „Im alten Griechenland gab es zwei Begriffe für Zeit: Unter Chronos verstand man jene Zeit, die permanent vergeht. Kairos hingegen, meinte die Gunst der Stunde, den entscheidenden Augenblick.“
Von Maja Spasova ist die City-Light-Säule Water column vor der Stadtbibliothek: Die Wassersäule hinterfrage „unsere tägliche Erfahrung, indem es das Element Wasser, die Königin der Horizontalen, als senkrechte Vertikale im urbanen Raum zeigt“, so die Künstlerin, deren Arbeiten in gut hundert Einzelausstellungen in Europa und Übersee zu sehen waren, etwa auf der Biennale Venedig. Ebenso zeigte Spasova zahlreiche Kunstprojekte im urbanen öffentlichen Raum. Ihre Salzburger City-Light-Säule erinnert ein wenig an Satellitenbilder von Sturm, Regen und Wolken oder an kunstvolles Marmorpapier.
Nicht säulenförmig sondern sondern kubisch sind die Digitalen City-Lights. Die Kästen zeigen animierte Zehn-Sekunden-Spots, wiederkehrend im Loop auf allen Screens der Progress Werbung im Stadtraum. Eines davon gestaltete Andreas Christian Haslauer im Rahmen des Kunstprojektes mit seiner Arbeit extended covid rulez.
Es handle sich um den „Versuch, die schon geltenden Regeln, welche die Pandemie mit sich gebracht hat, zu vermitteln und die wichtigsten Punkte zur Bewältigung der Krise aufzuzeigen“.Thema sei aber auch „das Scheitern der Informations-Weitergabe durch die Masse und die Geschwindigkeit der Übertragung, welche durch ihre Ästhetik und Dichte nur über mehrere Durchläufe fassbar“ werde.
Sigrid Langrehr, 1968 geboren in Salzburg, studierte am Mozarteum Grafik und neue Medien und Textiles Gestalten, danach Medienkunst in Enschede an der Akademie voor beeldende Kunst. Sie zeigte ihre Arbeiten in den Bereichen Medienkunst, Installation, Fotografie, Video und Sound bei Film und Videofestivals im In- und Ausland. Seit 1995 ist Sigrid Langrehr, Mitglied zweier Video- und Audio-Performancegruppen, Lehrbeauftragte für Videokunst an der Universität Mozarteum. Von ihr ist der Leuchtturm, eine der klassischen Litfaß-Säulen am Franz-Josef-Kai.
„Der Leuchtturm als ein Objekt, das Sicherheit bietet, aber auch in die Irre führen kann, ist derzeit mein Thema für eine begehbare Rauminstallation“, erklärt die Künstlerin. „Da die Litfaßsäule ebenso wie ein Leuchtturm die Form eines Zylinders hat, interpretiere ich sie als Objekt in der Landschaft, das sich idealerweise neben der Salzach befindet.“ Zu sehen ist ein Leuchtturm, der teilweise überflutet ist: „Der Fluss führt bei Hochwasser Treibgut in Form von Ästen und Müll mit sich und ist schon mehrmals über die Ufer getreten. Zunehmende Umweltkatastrophen und der steigende Meeresspiegel sind Thema. Die Arbeit ist fotografisch umgesetzt und digital so bearbeitet, dass eine illusionistische Oberfläche entsteht.“
41 Einreichungen hat es heuer gegeben, zwölf wurden ausgewählt. Jede Säule ist mit tausend Euro prämiert. Herstellung und Umsetzung hat wie jedes Jahr die Firma Progress Werbung übernommen. Vom Land Salzburg ermöglicht werden erstmals auch drei Plakatkunstprojekte auf Litfaßsäulen in der Stadt Hallein.
Kunst-Litfaßsäulen - Standorte und Informationen - www.stadt-salzburg.at
Bilder: dpk-klaba (3); Progress Werbung (1)