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Viel Raum für die Fantasie

KUNSTVEREIN / JAHRESAUSSTELLUNG

16/12/19 Freundlich, hell und einladend präsentiert sich die Jahresausstellung des Salzburger Kunstvereins. Was für ein Ziel mit den einzelnen Arbeiten verfolgt wird, erschließt sich nicht in jedem Fall auf Anhieb. Zum Glück gibt es einen Kurator, der genau Bescheid weiß und zu weit ausholenden, wortreichen Deutungen ausholen kann.

Von Werner Thuswaldner

Der Name dieses Kurators ist Philippe Batka. Er ist Salzburger. Es geht um nicht weniger als um die Frage, was Künstler angesichts der Klimaveränderung unternehmen. Natürlich kämpfen sie mit ihren Möglichkeiten dagegen an. Man drückt ihnen die Daumen, dass sie damit die Verursacher der Klimakatastrophe beeindrucken und unsere Erde im letzten Moment retten werden. Ein durchschlagender Erfolg ist noch nicht abzusehen, aber ein bisschen Zeit zur Rettung unserer Erde ist ja noch.

Jeder wird sich auskennen, wenn er in einer Ecke einen halbhohen Ficus im Topf sieht, der pausenlos gehörig durchgebeutelt wird, so heftig, dass das eine oder andere Blatt davonfliegt. Klar, dass hier Paul Spendier „bedrohte Natur“ darstellen möchte. Am Ende der Ausstellung wird der arme Baum nackt dastehen. Dass Wintersportstrategen und Pistenplaner oft gar nicht sensibel vorgehen, thematisiert Catherine Ludwig. Sie klebte ein Stück weißen Fließes mit ausgeschnittenem Loch an die Wand. Wir sollen lernen: Kunstschnee in die Landschaft zu kippen, ist verwerflich. Besonders hervorzuheben ist in diesem Fall der sparsame, ressourcenschonende, bis an die Grenzen der Unscheinbarkeit gehende Einsatz der Mittel durch die Künstlerin.

Johannes Gierlinger erinnert verdienstvoller Weise an die Proteste von 2013, als der Istanbuler Gezi Park verbaut werden sollte.

Den Ausstellungstitel „Petition“ steuerte Gabriele Sturm in Form eines roten, stark verfremdeten Schriftzugs an der Wand bei. Welche Reaktion sich die Künstlerin wünscht, bleibt allerdings im Verborgenen. Der Kurator springt dankenswerter Weise mit einer Erklärung bei: „Wie kaum zuvor ist die Betrachtung von Kunst davon bestimmt, was unsere soziale, politische und ökologische Gegenwart prägt.“ Gewiss ist es möglich, diesen Satz auszuschneiden und zu rahmen.

Vom Hauptraum abgetrennt ist ein Kabäuschen: Darin läuft ein Video, das indianische Protagonisten vor der schönen Kulisse der kanadischen Rocky Mountains – Achtung: scheinbar intakte Natur – archaische Leibesübungen produzieren.

Übrigens liegen auf den Stufen der Außentreppe des Künstlerhaus Moospolster, die den Aufgang erheblich behindern. Hier ist die Natur dabei, das Haus als unnatürliches Gebilde zurückzuerobern.

Im Ausstellungskabinett hat sich Renate Hausenblas eingenistet. Man wähnt sich in den Bezirk eines Priesters bei den australischen Ureinwohnern versetzt. Auf dem Boden steht ein Zelt mit durchscheinender Oberfläche. Darin ist ein rätselhaftes, turbulentes Geschehen im Gang. Die Künstlerin erklärt beruhigend, dass Blitzeinschläge so gut wie ausgeschlossen seien. Von der Decke über dem Zelt hängt ein undurchdringliches Gestrüpp, in dem sich seltsame Figuren eingesponnen haben. Wir haben es mit einem aparten Gebilde zu tun, das die Rationalität ausspart und dem hemmungslosen Spintisieren frönt.

Mitzuteilen ist noch, dass die deutsche Fotografin und Medienkünstlerin Luise Schröder den internationalen SpallArt Prize Salzburg 2020, dotiert mit 4000 Euro, zugesprochen erhielt. Und das Cafe im Künstlerhaus eröffnet am 17. Jänner unter neuer Führung.

Jahresausstellung „Petition“. Renate Hausenblas, Anima + Faraday = Ζωή. Bis 26. Jänner 2020 im Salzburger Künstlerhaus – www.salzburger-kunstverein.at/
Bilder: Salzburger Kunstverein / Andrew Phelps

 

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