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Freude schöner Götterfüße

KUNST AM BAU / PARACELSUS BAD & KURHAUS

05/09/19 Man stelle sich einen Spatz in der eigenen Hand vor. Etwa dasselbe Größenverhältnis würde für einen Menschen in der Hand jener Göttergestalten gelten, die das Künstlerpaar Bele Marx & Gilles Mussard für das neue Paracelcus Bad & Kurhaus entworfen hat und derzeit verwirklicht.

Von Cay Bubendorfer

Die Ausstellung Wo Göttinnen entstehen in der Stadtgalerie im Zwerglgartenpavillon begleitet das Kunst-am-Bau Projekt und eröffnet Einblicke in den künstlerischen und (hoch komplexen) technischen Werdegang.

„Dieses Vorhaben kann im buchstäblichen und auch maßstäblichen Sinn als ‚groß‘ bezeichnet werden“, sagte Vizebürgermeister Bernhard Auinger bei der Eröffnung am Mittwoch (4.9.). Sowohl die Architektur, das Kunstprojekt als integraler Bestandteil des Gebäudes, als auch das Bauvorhaben selbst an diesem Standort seien das größte Projekt, das die Stadt Salzburg in den letzten Jahrzehnten verwirklicht hat, so der Kulturressortchef.

Dass ausgeklügelte Technik und kunstreiche Gestaltung bereits in der Antike wesentliche Merkmale der Badekultur waren, daran erinnert auch Nikolaus Kohlberger von den Stadtgalerien: „Im Salzburger Raum sind etwa die römische Villa Loig und das römische Landgut in Morzg wiederentdeckte architektonische Zeugen eines frühen extravaganten und ausgeklügelten Badewesens in Juvavum – Fresken aus diesen Salzburger Bädern befinden sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien.“

Bele Marx, aus Salzburg stammende Malerin und Fotografin, und der französische metteur en scène und Experimentalfilmer Gilles Mussard haben mehr als ein Jahr zum Thema Körper geforscht und experimentiert. Die Lichtsituation – das von oben ins und durch das Gebäude strömende Licht – im neuen Gebäude der Architekten Berger+Parkkinen wurde ausschlaggebend für das Künstlerpaar, sich auf das Thema der Götter zu konzentrieren: „Als würden Göttinnen und Götter im Paracelsus Bad stehen und sich unterhalten, werden Ausschnitte ihrer Körperpartien in den einzelnen Stockwerken zu sehen sein.“ Im Erdgeschoss beginnend mit den Füßen, vervollständigen sich die Götterkörper nach oben hin – ausgenommen jene Partien, die durch die Zwischendecken verschluckt werden – bis ihre Köpfe auf der obersten Ebene der Schwimmbecken vom Licht erfasst werden.

Götter scheibchenweise also – aber ohne Gesichter. Die sollen bloß „gedacht“ sein. Die Erklärung dazu: „Sie werden durch das einströmende Licht quasi göttlich hervorgerufenen und so zum Bestandteil des künstlerischen Konzepts.“

In der Ausstellung im Zwerglgartenpavillon im Mirabellgarten lässt sich der Entstehungsprozess des Gesamtwerks verfolgen, durch Skizzen in Originalgröße, Konstruktionspläne und technische Zeichnungen, Videos und exemplarische Details: Die mit Spezialkameras aufgenommenen Fotografien wurden vorerst am Computer bearbeitet, die Bilddaten in einem weiteren Schritt in verarbeitungsfähige Punktwolken umgewandelt und anschließend mittels Laser in den Glaskörper als Bildträger eingearbeitet. Sichtbar werden die Bilder im Glas, mit ihren wechselnden Dimensionen und Bewegungen, durch Licht.

Bele Marx & Gilles Mussard, „Wo Göttinnen entstehen – Lex dieux en chantier“. Bis 12. Oktober in der Stadtgalerie, Zwerglgartenpavillon im Mirabellgarten. Geöffnet Mo - Fr, 14 -18 Uhr. Bei Ende der Ausstellung wird das Kunstwerk fertig sein: Es wird am 12. Oktober um 14 Uhr von barbara Wally vorgestellt (Treffpunkt im Kassenbereich im Paracelsus Bad & Kurhaus)
Bilder: Stadt Salzburg / Alex Killer

 

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