Drucktiefe
Von Reinhard Kriechbaum
"Die alten Techniken", antwortet Steinacher spontan, wenn man in fragt, was ihn an der Druckgraphik und speziell an der Graphischen Werkstatt begeistert. Es sei eine besondere Erfahrung, "wenn man dahinterkommt, wie anstrengend und technisch anspruchsvoll das ist".
Horst Steinacher, Stefan Heinzinger und Fabian Fink haben 2008 und 2009 Soucek-Stipendien (in der Höhe von je 3000 Euro) bekommen. Damit verbunden ist die Möglichkeit, in der Graphischen Werkstatt des Landes im Keller des Trakl-Hauses zu arbeiten.
Dieses Offert bekam auch die Wienerin Iris Andraschek, Preisträgerin des erstmals ausgeschriebenen "Hradil-Stipendiums". Sie macht so etwas wie "graphische Mischtechniken". Das heißt, sie verbindet unterschiedliche Arten des Drucks. Zum Beispiel überarbeitet sie lithographische Blätter nochmal mittels Kaltnadel-Radierung. Aber auch Siebdruck, Monotypie oder Prägung sind Ausdrucksmittel. Eigentlich hat sie in ihrem eigenen Atelier auch eine Druckerpresse, "aber Lithos kann ich daheim nicht machen". Und obendrein täte es gut, "gelegentlich den Platz zu wechseln, um aus der Routine herauszukommen". Die Graphische Werkstatt ist ein offenes Atelier, hier werkt man oft nicht alleine: An diese Situation habe sie sich "erst gewöhnen müssen", sagt die Künstlerin.
Iris Andraschek arbeitet in Salzburg an einem Zyklus "30 reasons girls should call it a night" auf Bilder von betrunkenen Frauen. Die Künstlerin will uns zu einem Blick hinter die - nach landläufiger Meinung - abstoßende Fassade verleiten. Warum haben sich die Frauen vollaufen lassen? Ist es eine Reaktion auf die Gesellschaft, die manchen von ihnen übel mitspielt? - Die bisher fertiggestellten Blätter des Zyklus sind im Studio zu sehen.
Ein Raum in der Galerie im Traklhaus ist zur Gänze dem diesjährigen Soucek-Preisträger, dem Berliner Graphik-Altmeister Rudolf Schönwald gewidmet. Aus dem Museum der Moderne und aus Künstlerbesitz wird eine feine Auswahl von ganz unterschiedlichen Werkfolgen gezeigt: Der Lithographie-Zyklus "Candide", vor über einem halben Jahrhundert entstanden, lässt noch stark an Illustrationen von Kokoschka denken.
Ein paar Holzschnitte zu "König Übü" spiegeln das große literarische Interesse des Künstlers. 1974 war Schönwald einige Monate lang in Mexiko. Da haben ihn die Reste der indianischen Hochkultur, Totems, Stammeszeichen, Pyramiden angesprochen, die er in einer Werkfolge lustvoll "ausstellte". Und wieder eine ganz andere stilistische Sprache: 1989 entwarf Schönwald für eine Aufführung in Wien Bühnenbild-Projektionen zu Brecht/Weills "Mahagonny". Damals wurden die Linolschnitte koloriert und an die Bühnenwand projiziert, aber auch in Form einer Graphikmappe sind die dreizehn Blätter wohlfeil. Sie lassen an Cartoons denken.