Weil die Zahlenwurst gar so lang ist
Von Reinhard Kriechbaum
Der österreichweit ausgeschriebene Salzburger Keramikpreis ist landesweit die einzige Würdigung in dieser Kunstsparte. Heuer wurde das Preisgeld auf 6.000 Euro erhöht, und es wurden erstmals auch zwei Anerkennungspreise vergeben.
Was genau hat die Preisträgerin, Charlotte Wiesmann, gemacht? Aus Tonwülsten hat sie Ziffern geformt - den (damaligen) Stand der österreichischen Staatsschulden, die ja leider unterdessen schon wieder weiter angewachsen sind. Als sich die Künstlerin ans Werk gemacht hat, waren es aber noch unter zweihundert Milliarden Euro, aber auch schon ein so hoher Betrag, dass sich, wenn man ihn in Worten ausschreibt, eine ansehnliche Zahlen-, genauer: Buchstabenwurst ergibt. Die Buchstaben picken stellenweise so dicht aneinander picken, weil das Kunstwerk sonst einfach zu breit würde und nicht Platz hätte an einer Galeriewand.
„Die Form des in Worten geschriebenen Milliardenbetrags ist auch eine Anspielung auf die Heizspiralen eines Brennofens“, so die Jury. Geld, das man durch den Kamin gejagt hat, womöglich?
Die beiden Anerkennungspreise (Stipendien zu je 2.500 Euro) gingen an Kurt Spurey und Margit Denz. "Kurt Spurey spielt in der hier gezeigten Serie mit der Aura des österreichischen Traditionsbetriebes, das 'Superlabel' Augarten wird neu inszeniert.“ Der Künstler habe sich bei seinem Arbeitsaufenthalt dort aus dem Prozess der Porzellanfabrik ausgeklinkt und auf seine Weise halbfertige Produkte weiter verarbeitet. Die Werke von Margit Denz "verraten ein lustvolles plastisches Arbeiten, sie reizen zum Widerspruch". In technischer Perfektion gelinge ihr die Umsetzung ihrer Ideen mit adäquaten Mitteln, so die Jury, "wie die stimmige Präsentation der Köpfe als Einheit mit ihren Metallträgern". "Tentakel-Gefäße" ergänzen die Kinderköpfe und zeigen die Vielseitigkeit der Arbeit.