Sternschnuppe im Nonntal
SALZBURG FOUNDATION / KUNSTPROJEKT KRAUTHÜGEL
20/05/18 320 Meter. Das wäre – vertikal gemessen – die Höhe des Eiffelturms. Aber auf dem Krauthügel wächst nichts in die Höhe. Walter Smerling von der Salzburg Foundation spricht angesichts des Kunstwerks von Paul Wallach von „kleiner Geste im großen Format“ und „Minimalismus im Monumentalen“.
Die besagten 320 Eiffelturm-Meter sind also nicht der Höhe, sondern der Länge nach zu messen. Denn die dezidiert „auf den Menschen ausgerichtete“ Bodenarbeit hat handsame 40 cm Höhe. Sie lädt dazu ein, sich draufzusetzen. Als „begehbare Zeichnung“ soll sie ein Ort der Begegnung sein. Der Titel „Down to the Ground“ bezieht sich nicht nur auf die Form des „gefallenen Sterns“, sondern auch auf die Erdverbundenheit von LandArt, in deren Tradition sich Wallach bewegt.
Beim Herumsitzen auf dem beachtlich langen, sternförmigen Mäuerchen – in Wirklichkeit 75 Blöcke aus weißem Beton mit Zwischenräumen – soll es nach Vorstellung des Künstlers 1960 geborenen Künstlers nicht bleiben. „Die Bewegung des Besuchers“, erläutert Paul Wallach, „der Standort seiner Beobachtung ist entscheidend mitgedacht.“ Für ihn sei der Ort dieser Arbeit „nicht nur die Wiese, sondern auch der Raum, der sich aufspannt zwischen der Wiese und dem Berg, der Raum, den der Besucher in der physischen Bewegung seiner Beobachtung spürbar“ mache. Beschäftigt habe ihn die Frage: „Wie kann die Wiese in ihrer Weite und der Berg in seiner Höhe mit meiner Arbeit so zusammengehen, dass dieser Raum greifbar wird?“
Paul Wallach, in Paris lebender Amerikaner, hat also einen riesigen Stern in die Landschaft fallen lassen. 40 mal 45 Meter misst die bodennahe Konstruktion insgesamt. Die „Land-Zeichnung“ (wie es Wallach nennt) ist mit zahlreichen Durchgängen versehen. Man braucht keinen Hubschrauber, um den Stern als solchen zu identifizieren. Der Blick von der Festung – also eine Vogelperspektive von schräg oben – reicht aus, um die geometrische Komposition als vierzackiges, sternförmiges Gebilde zu identifizieren.
So erklärt Walter Smerling von der Salzburg Foundation die Sache: „Von unten wird das Werk als eigenständige Skulptur erfahrbar, die die Landschaft durchmisst und neu definiert. Von oben sind die Durchgänge zwischen den einzelnen Blöcken kaum mehr auszumachen, das Auge ergänzt die Betonblöcke zu Linien und es entsteht ein Bild.“ Aber „um das zu erfahren, muss sich der Betrachter in Bewegung setzen und wird so unweigerlich zum Mitarbeiter des Künstlers“.
Die Arbeit für den Krauthügel sei Paul Wallachs bislang größtes Projekt, heißt es.
In der Kollegienkirche präsentiert Wallach seinen Zyklus „Suspension“, der sich unmittelbar auf seine Arbeit für den Krauthügel bezieht. Eigens für den Kirchenraum sind vergrößerte Pigmentdrucke von Holzschnitten entstanden, die den räumlichen Dimensionen des Sakralraums angepasst sind und die Spuren der Holzschnitt-Vorlagen deutlich erkennen lassen. Weiße Formen scheinen vor der Farbe zu schweben und die „Suspension“ (wörtlich: Anheben, Schweben) findet auf symbolischer und optischer Ebene zugleich statt. In ihrer seriellen Anordnung im Kirchenraum entwickeln sich die fragmentierten Formen schließlich zum vollständigen Sternen-Motiv.
Salzburg ist dem in New York geborenen Paul Wallach seit seiner Zeit als Artist in Residence (Leube) 1996 bestens bekannt. 2003 war er Teilnehmer am Wettbewerb für das World Trade Center Memorial. Seine Skulpturen hat er in Ausstellungen von New York über Paris, Wien und Berlin präsentiert.
Mit dem Werk von Paul Wallach beendet die Salzburg Foundation das von vornherein auf fünf Jahre angelegte Kunstprojekt Krauthügel. Mit dem „Walk of Modern Art“ in der Stadt (diese Werke wurden unterdessen von dem Mäzen Reinhold Würth erworben) und der Präsentation von jeweils eigens auf den Krauthügel zugeschnittenen Kunstwerken ist die Salzburg Foundation nun also schon 12 Jahre in Salzburg aktiv. In Zukunft, so heißt es, wolle man auf die Etablierung einer Salzburg-Biennale für Kunst im öffentlichen Raum hinarbeiten. (Salzburg Foundation/dpk-krie)