Prekär auf allen Schienen
GALERIE 5020 / NINA HÖCHTL
03/05/10 Es reicht nicht, hinzuschauen, man muss auch hinhören. Und auch da schwirrt in den multimedialen Arbeiten von Nina Höchtl vieles durcheinander. In der Galerie 5020 zeigt sie Arbeiten zum Thema „entsprechend prekär“.
Von Reinhard Kriechbaum
Prekäre Arbeitsverhältnisse – eine Realität. Für eine Audioinstallation hat die 1978 geborene, in Wien, Mexiko und derzeit London lebende Künstlerin einige Leute aus der oberösterreichischen Pampa beobachtet, für die lange Fahrten mit dem Auto zur Arbeit Teil einer gewissermaßen prekären Lebenslage ist. Ein paar Autositze sind aufgestellt, der Betrachter des an die Wand projizierten Videos kann sich also in die „Gemütlichkeit“ naturgetreu hineinversetzen. „Fahr, fahr, fahr oder Tschüss & Baba“ ist aber keine Dokumentation, sondern eine Montage von Spielszenen mit ganz eigener Hörspur.
In einer Ecke des großen Galerieraums hängt ein CD-Player mit Kopfhörer: Das ist ein „Hörspiel“, das eine utopische Szene schildert: Wir schreiben das Jahr 2057, ausgerechnet die Schweiz ist zu einem der ärmsten Länder der welt geworden und Hunderttausende Menschen flüchten aus dem Land. Das wird von unterschiedlichen Sprecherinnen und Sprechern – auch auf unterschiedlichen Zeitebenen – montiert.
Und wieder eine andere Facette: „Tales of Protest. A Necessity“ ist eine Installation auf fünf im Halbkreis aufgestellten Bildschirmen, die vom Betrachter auch die Fähigkeit zum Multitasking einfordert. Arbeiterinnen erzählen von ihrem (erfolgreichen!) Aufstand, als eine Fabrik in Serbien hätte privatisiert werden sollen. Das ist aber verschnitten mit Bildern von einem Arbeiteraufstand, den Sergej Eisenstein in den zwanziger Jahren gedreht hat (den Stummfilm „Streik“).
So sind in den künstlerischen Arbeiten von Nina Höchtl immer unterschiedliche Ebenen und auch Bedeutungsschichten miteinander verknüpft.
Außerdem in der Galerie 5020 derzeit zu sehen: Gemeinschaftsarbeiten von Thomas Rieder und Robert Neuhauser. „Vagabunden“ heißt die Schau, in der man etwas darf, was sonst streng verboten ist: weiße Handschuhe überstreifen und die riesenartigen Malereien angreifen, denn einige sind aneinander gelehnt. Das gehört zur Idee der beiden Künstler.