Gulliver wird in Salzburg stranden
HINTERGRUND / THEATER ECCE
12/11/15 „Die Unkontrolliertheit ist unsere Arbeitsweise“, sagt Reinhold Tritscher. „Ich weiß nicht, wo wir mit dem Abschlussprojekt hinkommen“. Inhaltlich jedenfalls weiß er es noch nicht so genau. Geographisch steht es fest: Salzburg und Leogang.
Von Reinhard Kriechbaum
Die Rede ist von „Gullivers Reisen“. Es ist im kommenden Jahr ein vielteiliges Jahresprojekt, eine Kooperation mit Salzburg 20.16. Eine „sozialsatirische Reise durch Stadt und Land Salzburg“ soll es werden, denn im Roman von Jonathan Swift aus dem 18. Jahrhundert sieht Reinhold Tritscher viel Potential für sein spezifisches Verständnis von Theater: Das heißt also Einbeziehung von benachteiligten Menschen aller Art, ein partizipatives Theater, in das sich diese Leute, aber auch Schülerinnen und Schüler einbringen sollen.
„Jeder Teil des „Gulliver“ beginnt damit, dass die Romanfigur in einer für ihn völlig fremden Welt strandet“, erinnert Reinhold Tritscher. Davon ausgehend wolle man „das fremde Salzburg“ erkunden: „Wie sehen Fremde dieses Salzburg, wie ist der Blick von außen, was ist uns selbst fremd in dieser Stadt?“
Von den theatralen Sozialromantikern ist Reinhold Tritscher nicht nur einer der liebenswertesten, sondern auch einer der eifrigsten und beharrlichsten. Seine Augen leuchten, wenn er davon erzählt, wie er jüngst in einer Neuen Mittelschule mit Dreizehnjährigen eine Gulliver-Szene angespielt hat. „Irrsinnig spannend“ sei es für ihn gewesen, wie in den Improvisationen der Schülerinnen und Schüler die gegenwärtige Situation angeklungen sei: Der Riese liegt gefesselt da, was nun tun mit ihm? Den gewiss gefräßigen Fremden eilends los werden?
In vorbereitenden Workshops aus den Bereichen Theater, Tanz, Akrobatik, Puppenbau, Musik werde man also auf ein Ziel – das abschließende Theaterprojekt in der Stadt Salzburg und in Leogang – hinarbeiten, dafür improvisatorisches Material sammeln und weiterentwickeln, erklärt Tritscher. Migranten, Menschen mit Psychiatrieerfahrung und sozialen Problemen, Leute aus der Volkskultur und Laiendarsteller sollen einbezogen werden. Reinhold Tritscher will mit dem Gulliver-Projekt „Begegnungen unterschiedlichster Bevölkerungsschichten initiieren“.
Dafür möchte Tritscher auch ein internationales Ensemble aufbauen, „mit professionellen Schauspielern, Akrobaten, Musikern und Bildenden Künstlern aus Peru, Syrien, Kasachstan, Polen, Rumänien, Österreich und Deutschland“. Natürlich sollen die „Blauen Hunde“ wieder dabei sein und auch Mitglieder der Laube VOLXtheaterwerkstadt.
Salzburg 20.16 als Projektpartner lässt sich da nicht lumpen und stellt dem Theater ecce 90.400 Euro zur Verfügung.