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Kleines Theater, großes Sparen

DOKUMENTATION / 30 JAHRE KLEINES THEATER

19/06/15 Rückblende um dreißig Jahre: Als wir Journalisten da erstmals unsere Nasen in den ehemaligen Bierkeller stecken durften, wo ein neues Theater – das „Kleine Theater“ eben – entstehen sollte, war die Gebäudezeile noch absolut kulturlos. Das Rockhouse gab es ebenso wenig wie das SEAD (wo damals noch ein Holzhändler residierte)...

Auch der Urbankeller verstand sich damals noch nicht als „KultURwirtshaus“ (jetzt hat dort der Jazz eine Heimstätte). Das „Kleine Theater“, das übermorgen Sonntag sein 30jähriges Bestehen feiert, war also so etwas wie der kulturelle Nukleus in Schallmoos.

Also: Da waren die traditionellen Kühl-Keller zur Bierlagerung. Vor Urzeiten sind sie mit Eis aus sogenannter Eisturm gekühlt worden, das man so gut es ging über die warme Jahreszeit brachte. Diese ursprüngliche Funktion hatten die in den Fels des Kapuzinerbergs getriebenen Gewölbe längst eingebüßt. Kulturleute erkannten die Option. Damals, Mitte der achtziger Jahre, standen die Wegweiser in Richtung „dezentrale Kulturzentren“.

Claus Tröger ging mit seiner wackeren Spielerschar „Apple Star“ 1984 daran, das stimmungsvolle Gewölbe für Theatererfordernisse zu adaptieren. Die anfängliche Amateurbühne, die am neuen Spielort als erstes Büchners „Dantons Tod“ umsetzte, avancierte in einigen Jahren zum professionellen Ensemblehaus mit Schwerpunkt auf zeitgenössischem Sprechtheater. In den neunziger Jahren hat man mit dem Theater Metropolis im Nonntal sogar einen zusätzlicher Spielort erschlossen – das war freilich zu viel des Guten, Schließung des Nebenschauplatzes und Konkurs im „Stammhaus“, dem Kleinen Theater, waren die Folge.

Doch damals sind die Nachbarn vom Urbankeller rettend eingesprungen, ein Engagement ganz ohne Beispiel in Salzburg: Richarda Sunkler, der Besitzerin auch des Gewölbes, war es zu verdanken, dass das Theater eine Neueröffnung erlebte, diesmal als Gastspielhaus. Gemeinsam mit Programmleiter Ferdinand Jansky versuchte Riccarda Sunkler ehrenamtlich (und finanziell chronisch unterdotiert) den Theaterbetrieb aufrecht zu erhalten. Das ging zwar eine Zeitlang gut, aber nach fünf Jahren drohte abermals das Aus.

In dieser kritischen Phase hat eine Schar engagierter Künstler die Initiative ergriffen und das „Kleine Theater“ zu dem gemacht, was es heute ist: Peter Blaikner, Gerda Gratzer, Edi Jäger, Caroline Richards und Markus Steinwender formierten sich zu dem Verein Zentrum für

Theater und Kultur. Ein selbstverwaltetes Haus für die freie Szene sollte es werden – und ist es schließlich tatsächlich geworden. Es war ein durchaus mühsamer Prozess der Überzeugungsarbeit, ein ständiges Ringen um Kostenbeiträge für Renovierung und Betrieb. Das hat sich im Prinzip bis jetzt nicht geändert. Des (Ver-)Handelns mit den Subventionsgebern ist ja nie ein Ende, aber die Notwendigkeit für dieses Podium für die „Freien“ steht politisch längst außer Frage.

Das war, als man mit Jahresanfang 2007 an die Wiedereröffnung schritt, noch keineswegs so. Durchaus skeptisch beäugten manche die Quasi-Selbstverwaltung durch die freien Künstler. Der Salzburger Bürgermeister gab dem Verein eine Probezeit von zwei Jahren. Erst dann wurden regelmäßige Fördermittel budgetiert, kam man schließlich auch in den Genuss mittelfristiger Fördervereinbarungen.

Heute beläuft sich die Höhe der Subventionen auf 90.000 Euro von Stadt und 58.500 Euro vom Land Salzburg. Geld vom Bund gibt es nach wie vor nicht – für Vorstandsmitglied Peter Blaikner ein Zeichen dafür, dass sich der Bund für die freie Theaterszene außerhalb Wiens nicht zuständig fühlt.

Klar, dass man da nicht mit Personalausstattung protzen kann. Bis vor kurzem schaukelte ein Techniker den Betrieb allein. „Kleines Theater, großes Sparen“ heißt es in dem Folder – das könnte man als Leitmotiv für die Theaterarbeit hier bezeichnen. Dennoch ein weites inhaltliches Feld, wobei das Unterhaltende überwiegt unbd man mit Kinder- und Jugendtheater (für diese Schiene ist im Wesentlichen Caroline Richards zuständig) ein deutliches Profil hat.

„Dem Ansatz von Sunkler und Jansky sind die derzeitigen künstlerischen Leiterinnen und Leiter im Kern treu geblieben“, heißt es in einem Folder zum 30-Jahre-Jubiläum. Man habe ihn aber um wichtige Aspekte erweitert: „So fungiert das Haus weiterhin als (Gast-)Spielort für professionelle freie Gruppen, versteht sich aber zusätzlich noch als Kooperationspartner für die Theatermacherinnen und Theatermacher“. Die Partnerschaft spiegle sich im finanziellen Modell der Einnahmenteilung: 70 % des Kartenverkaufs gehen an die jeweiligen Theaterschaffenden,

30 % an das „Kleine Theater“.

Der „deutliche Überhang von Komödie und Kabarett“ sei der Publikumsnachfrage geschuldet (das Einzugsgebiet reicht über das Salzburger Land hinaus bis nach Bayern), Peter Blaikner sieht darin aber die Herausforderung „die Unterhaltungssucht des Publikums auf hohem Niveau zu stillen.“
(Kleines Theater / Stephan Lack, www.igkultur.at / dpk-krie)

Die 30-Jahr-Feier findet am kommenden Sonntag (21.6.) um 19 Uhr statt – www.kleinestheater.at
Bilder: Kleines Theater

 

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