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Deutsche Politiker und 72 Jungfrauen

MotzART KABARETT FESTIVAL / MAX UTHOFF

06/02/15 Noch ein zwei Abende Deutsche Staatsbürgerkunde in der Volkshochschule – pardon in der ARGEkultur natürlich, dann schaffen wir locker den Einbürgerungstest für Asylwerber in Deutschland.

Von Heidemarie Klabacher

In der Kurseinheit am Dienstag (3.2.) hat Christian Springer aus verschiedensten Blickwinkeln Angela Merkel, den Süddeutschen Raum und die Verteidigungsministerin thematisiert. Dass Ursula von der Leyen nicht nur die Jacken ihrer Töchter, sondern auch den Stahlhelm ihres Vaters aufträgt, haben wir nun von Max Uthoff gelernt. Der Träger des Deutschen Kleinkunstpreises 2012 und Leiter der „Anstalt“ im ZDF hat am Donnerstag (5.2.) beim MotzART Kabarett Festival sein drittes Soloprogramm – „Gegendarstellung“ – als Österreichische Erstaufführung in der ARGEkultur präsentiert.

Max Uthoffs Performance besticht schon einmal durch Tempo und sprechtechnische Brillanz. So hält man es sogar aus, wenn Deutsche Politiker und Innen aller Bedeutungs-Kategorien, parlamentarische Vorder- und Hinterbänkler, einzelweise durchgehechelt werden. Die kann und will man als Noch-Nicht-Asylwerber in Deutschland gar nicht alle kennen, obwohl manche rein vom Namen her recht sympathisch wirken. Bodo Ramelow etwa klinge „wie ein betrunkener Hase aus einem Kinderbuch“, Bernd Lucke dagegen sei die gute Alternative „zu einer modernen offen Gesellschaft“. Der scheint sich zurückziehen zu wollen, ein Nachfolger sei schwer zu finden, „Milošević ist ja schon tot“.

Gar nicht lustig, aber virtuos formuliert und so scharf in der Analyse, das es weh tut: was Max Uthoff zum Thema Arbeitslose/Harz IV zu sagen hat. „Beim alten Begriff „Arbeitslose“ habe man noch gehört, dass jemand etwas verloren hat. „HarzIV-Empfänger“ dagegen suggeriere, dass jemand etwas „empfange“, unverdient geschenkt bekomme, ohne dass die demütigenden Hintergründe mit thematisiert würden. Nicht schlecht auch, die Parallel-Setzung von Kapitalismus mit Religion.

Zwischendurch wird die strenge Kabarettisten-Knute (Uthoff ist gelernter Jurist) für kleine Intermezzi ein wenig sanfter geschwungen. Da kriegt dann Wolf Biermann rasch eins aufs Maul, dieser „elende Rest eines Liedermachers“. Da darf man als Zuhörer für Augenblicke entspannen und lachen, ohne dass einem selbiges im Halse stecken bleibt. Etwa wenn Max Uthoff ein vor Jahrzehnten auf einen Unterarm tätowiertes Porträt einer Rock-Legende als „Tintenfassung des Schrumpfkopfes von Mick Jagger“ bezeichnet.  

Sogar im Themenkreis Islamisten-Terror schafft der das. Etwa die Paradiesesverheißung für Selbstmordattentäter betreffend: „72 Jungfrauen! Die Burschen sind einfach zu jung um zu fragen: Wie schauen die aus und warum sind sie noch Jungfrauen?“

Das 33. MotzArt Kabarett Festival bis Sonntag (8.2.) in der ARGEkultur - www.argekultur.at
Bild: ARGEkultur

 

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