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Freunde, wie maßgeschneidert

 

LANDESTHEATER / BÜHNE 24 / ZUSAMMEN IST MAN WENIGER ALLEIN

14/10/14 Eine Geschichte von urbaner Anonymität, von einsamen Herzen, von persönlichen Schicksalen und von der Komplexität zwischenmenschlicher Beziehungen. Vier völlig konträre Leute, eine große Wohnung. „Zusammen ist man weniger allein“ als Österreichische Erstaufführung auf der Bühne 24 (Marionettentheater).

Von Stefan Reitbauer

In den vorderen Reihen macht es sich das Publikum in gemütlichen Sofas bequem, dahinter darf man in den gewohnten engen Sitzreihen in den Räumlichkeiten des Salzburger Marionettentheaters Platz nehmen. Es hat sich eine entspannte, neugierige Geschwätzigkeit im Auditorium breit gemacht. Die Darsteller üben bereits ihrer Rolle entsprechende Tätigkeiten auf der Bühne aus, es dauert nicht mehr lang, dann zieht sich das Licht vorsichtig zurück.

Wenn man in einem bekannten Online-Lexikon den Begriff Freundschaft nachschlägt, wird einem erklärt, dass sich ein solches Verhältnis in erster Linie durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet. Es sei dieser kargen Definition hinzugefügt, dass wohl ein hohes Maß an Empathie und Interesse am Mitmenschen die Qualität dieses Begriffs noch steigert. Von nichts anderem handelt Anna Gavaldas Bestsellerroman „Zusammen ist man weniger allein“. Keine leichte Aufgabe für die Bühnen-Bearbeiterin Anna Bechstein: wenig Handlung, viele Befindlichkeiten.

Der schüchterne, stotternde Postkartenverkäufter Philibert lernt seine Nachbarin Camille kennen. Sie ist magersüchtig und hat die Grippe, er nimmt sie in seiner großen Wohnung auf, in der bereits Franck lebt, von Beruf Koch und Frauenheld. Franck besucht regelmäßig seine kranke Großmutter Paulette im Altersheim, wo sich diese naturgemäß nicht sehr wohlfühlt. Zugegeben, der weitere Verlauf dieser durchaus schlichten Ausgangsposition ist durchschaubar. Franck mag Camille, Camille mag Paulette, Paulette zieht in die Wohnung ein, Philibert arbeitet an sich und seiner Schüchternheit.

Getragen von einem eindrucksvollen Bühnenbild (Karl-Heinz Steck), das in seiner Ausbreitung den Zuschauer zu ordentlichen Genickverrenkungen nötigt, aber die Ausdehnung und Sprünge in Zeit und Raum gelungen vermittelt, und durchwegs ansprechenden Schauspielerleistungen (Katharina Elisabeth Kram, Armin Köstler, Gregor Weisgerber und Barbara Kreisler-Peters), entwickelt sich ein gefälliger Abend. Schöne französische Musik inklusive. Nach der Pause schläft nicht nur das Stück beinahe ein. Die sowieso schon spärliche Handlung stockt und es passiert längere Zeit nichts. Kurz vor Schluss lässt einen ein Schicksalsschlag noch einmal kurz aufschrecken, dann ist das Stück aus.

Ein offener Schluss einer an sich offenen Situation. Aber gut, es ist eben eine Sequenz von vier Leben, ein Guckloch ins Wohnzimmer, ins Altenzimmer, ins Schlafzimmer fremder Menschen, das sich nach zwei Stunden wieder schließt. Man hat die Protagonisten schon irgendwie ins Herz geschlossen und man kann sich in die Autorin hinein fühlen, wenn sie meint: „Ich habe mir Menschen maßgeschneidert, wie ich sie gerne zu Freunden hätte.“ Astrid Großgasteiger hat mir ihrer Inszenierung recht viel aus einer etwas oberflächlichen Geschichte herausgeholt. Es bleiben menschliche und versöhnliche Eindrücke von einem dann doch auch unterhaltsamen Theaterabend.

Aufführungen bis 15. November – www.salzburger-landestheater.at
Bilder: Salzburger Landestheater / Christina Canaval

 

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