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Serienjunkies im Theater

ARGEkultur / HAUSEN  

05/05/14 Alles wie im Fernsehen, nur auf der Bühne! In Zeiten hunderter konkurrierender Fernsehsender, von denen man mit scripted-reality Formaten zugemüllt wird, gibt es für alternative Serienjunkies einen Lichtblick. „hausen“ heißt das erste Salzburger Theater-Serien-Format der Truppe „Theater WeGe“. Sendezeit ist der letzte Mittwoch im Monat, Ausstrahlungsort die ARGEkultur.

Von Oliwia Blender

Neun Hausbewohner auf der Bühne suchen gemeinsam mit ihre Gästen im Publikum ein Thema. So einfach kann Theater sein, wenn das „Format“ vom Fernsehen abgeschaut wird.

Nach den Stücken „hausgemacht“ 2011 und „wohin.wozu“ 2012 bringt die Truppe Theater WeGe in Zusammenarbeit mit der ARGEkultur heuer die Serie „hausen“ mit insgesamt fünf Episoden. Vier davon wurden inzwischen erfolgreich „ausgestrahlt“, der Suchtfaktor steigt sichtlich, immerhin darf das aktive Theater-Publikum - im Gegensatz zum passiven TV-Konsumenten - den Verlauf der Handlung mitbestimmen: Es gibt eine rege Interaktion von Gästen und Hausbewohnern. Insofern hat so ein aktiver Besuch in der ARGE beim Theater-Serien-Format wenig gemein mit dem kulinarisch-faulen Serienkonsum auf der Wohnzimmercouch.

Schon vor Beginn der Vorstellung muss man Stellung beziehen und eine Tageszeitung auswählen. Die Themen, über die die neun Hausbewohner dann diskutieren, palavern und improvisieren werden, „liegen auf der Straße und manche werden in das Haus hineingetragen“. Als Stammgast verfügt man über besondere Rechte. Da darf man beispielsweise auch auf dem „hausen“-Blog und auf Facebook den Lauf der Geschichte mitbestimmen und konkret Einfluss nehmen auf das „Wer mit wem“.

Episode 4 basierte auf der letzten Seite der Österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ vom 30. April/1. Mai. Die Kolumne „Kopf des Tages“ galt dem Maibaum und dessen Entwendung beim „Philippln“. Wörter wie „Unsinn“, „Maibaum“, „Heiliger Philippus“ und „Tag der Arbeit“ wurden folglich bei „hausen“ eingebettet in den Kontext des alltäglichen Wahnsinns und des improvisierten Handlungsverlaufes.

Die Konflikte und Figurendarstellungen sind erschreckend alltagsnah und, wie es sich für eine gute Soap-Opera gehört, stark stereotypisiert. Da gibt es den verlassenen Arbeitsverweigerer Joe, der immer noch die Vroni liebt, aber heimlich mit Herta Berger schmust. Vroni, eine sehr regelkonforme Frau, vergibt keine zweite Chance und wohnt zwei Stockwerke höher zusammen mit dem lesbischen Pärchen Ruhperta und Sigrid. In deren Beziehung kämpft Sigrid mit ihrer Mutter-Phobie und die ehemalige Polizistin Ruhperta mit ihrem (Ausweis)-Kontrollwahn. Ein guter Kontrast dazu, die Yogalehrerin Helga, die für den esoterischen Ausgleich verantwortlich ist und sich mit ihrem Engelsspray um Löcher in der Aura der Menschen kümmert. Der Handwerker Niko ist der „Quoten-Jugo“ und sorgt für einiges an Gelächter. Und nicht zu vergessen, den Herrn Berger, dem nicht nur die Schwärmerei des Kunst affinen und hochtalentierten Olsen, für seine Frau, entgeht…

Vroni, Nico und Co werden gespielt von Stefan Aichhorn, Judith Bachinger, Brigitte Goditsch-Roidmayr, Peter Haas, Huberta Kargl, Alexandra Kriechhammer, Marlene Meik, Wolfgang Pirkl und Gernot Wehrberger. Eine Empfehlung für aktive Serienfans, die einen Ausgleich zur Fernsehcouch suchen und Geschichten zum Anfassen im Theaterstadl Format mögen. Zum Einstieg findet man alle verpassten Episoden unter „was bisher geschah“, auf der hauseigenen site theaterwegehausen.wordpress.com

Bild: theaterwegehausen.wordpress.com

 

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