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Vom Staunen über das Milchkännchen

KLEINES THEATER / WARUM FUCHTELN DIE FRANZOSEN MIT DEN ARMEN?

22/04/14 „Habe nun, ach! Anthropologie, Psychologie und auch Kybernetik durchaus studiert…“ Dieser Satz könnte aus dem Mund des anglo-amerikanischen Wissenschaftlers Gregory Bateson stammen. Ihm widmet sich die Theatergruppe MAZAB in dem von Ensemble gemeinsam verfassten Kinderstück „Warum fuchteln Franzosen mit ihren Armen?“

Von Larissa Weigend

Als Inspiration dienten Schauplätze wie die Station auf Bali, auf der Gregory Bateson mit seiner Frau und Kollegien Margret Mead in den 1930er Jahren forschten, auch ein Vorlesungssaal einer Universität. Durch geschicktes Bühnenbild wurden die unterschiedlichen Locations ohne großen Aufwand vor Augen gestellt - indem etwa Bilder an die Wand projiziert und Tische verrückt werden. Verschiedene technische Instrumente belagern die Forschungsstation auf der Bühne, auf der sich Akteure und Publikum befinden.

Da drängt sich doch schnell die Frage auf: „Warum kommen die Dinge durcheinander?“ Und demzufolge ist wiederum zu klären, was denn überhaupt ein „Durcheinander“ ist. Und: Gibt es überhaupt eine objektive Definition von Chaos, beziehungsweise Ordnung?

Fragen über Fragen! Aber wer wird denn gleich die Flinte ins Korn werfen? Mit Witz und philosophischer Tiefsinnigkeit inspirierten Elisabeth Nelhiebel und Peter Malzer das Publikum, sich auf die schwere Kost einzulassen. Das sprichwörtlich heillose Durcheinander bestimmt sowohl die Art und Weise der Gesprächsführung, als auch das Thema, das behandelt wird.

Gregory Bateson geht es darum, auf die Nuancen zwischen Wahr und Falsch hinzuweisen.Er bemängelt die Methode der Wissensvermittlung an vielen Universitäten. „Wir leben in einer Zeit, in der es auf Ergebnisse ankommt“. Dabei ist doch die Frage nach dem „Warum?“ um einiges wichtiger. Erst diese Frage setzt verschiedenen Fakten miteinander in Beziehung. Viele Menschen meinen, man könne vieles objektiv betrachten. Bateson steht dieser Weltanschauung kritisch gegenüber. Jedes Individuum ist von seiner Kultur, Religion und Erziehung geprägt. Jene Faktoren beeinflussen unsere Wahrnehmung. Man möchte staunen, wie ein doch so ein „normales“ Milchkännchen in jedem Menschen andere Gedanken und Gefühle hervorruft.

Das Theater MAZAB setzt sich zur Aufgabe, dem Publikum das sprichwörtliche „Brett vor dem Kopf“ zu entfernen, um den Blick zu schärfen damit ein Perspektivwechsel vollzogen werden kann. Die Erde wäre eine Friedlichere, wenn alle Menschen respektieren würden, dass es auch noch etwas außerhalb des „Scheuklappen-Sehspektrums“ gibt.

Eine Frage, die sich vielleicht der Ein oder Andere schon gestellt hat: „Warum fuchteln Franzosen mit ihren Armen?“ Kommunikation besteht eben nicht nur aus Worten. Mit Mimik, Gestik, Körperhaltung und Bewegung drückt man „unbewusst-bewusst“, Gefühle und Empfindungen aus. Die Körpersprache ist wiederum beeinflusst durch kulturelle Codes unseres sozialen Umfeldes. Wenn man sich über diese Tatsache Gedanken macht und hin und wieder das eigene Verhalten reflektiert, erscheint die Frage dann doch etwas engstirnig.

An alle Fausts da draußen: Man sollte sich nicht den Kopf über die eine „Ur-Wahrheit“ zerbrechen, sondern lieber über die Beziehungen zwischen den einzelnen, verschiedenen, existierenden Wahrheiten!

Warum fuchteln Franzosen mit den ihren Armen? - Aufführungen bis 6. Juni im Kleinen Theater - www.kleinestheater.at
Bilder: Kleines Theater/Markus Steinwender

 

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