„Eine gute, schöne Zeit“ … geht zu Ende
HINTERGRUND / ODEION
03/04/14 Nur noch ein paar Monate, bis September, ist Reinhold Tritscher künstlerischer Leiter des Odeïon Kulturforum. Mitte 2010 hat er diese anspruchsvolle Aufgabe angenommen: Es ging um nichts weniger als die Positionierung eines neuen dezentralen Kulturortes in der Stadt. Nach fünf Jahren endet nun Tritschers Vertrag.
Von Reinhard Kriechbaum
„Ein Haus aufzubauen und in der Öffentlichkeit einzuführen, war eine sehr spannende Herausforderung und ist jetzt erfolgreich erledigt. Mit meinem Herzensprojekt Theater ecce war es aber kaum zu vereinbaren“, erklärt Reinhold Tritscher. „Mit drei eigenen Inszenierungen von August bis Ende Februar und der Leitung des Hauses war ich arbeitsmäßig am Limit.“ Künftig werde er seine Energien wieder verstärkt dem Theater ecce widmen.
„Die Zusammenarbeit mit Reinhold Tritscher war ein Vergnügen“, streut Odeïon-Geschäftsführer Manfred Bauer dem scheidenden Theatermann Rosen. „Gemeinsam mit einem Beirat erstellte er für das multifunktionale Haus ein künstlerisches Profil und führte es erfolgreich ins reiche Salzburger Kulturleben.“
Grundsätzlich werde die Arbeit wie bisher weitergehen, es gebe in nächster Zeit „Gespräche in die verschiedensten Richtungen“. Ob mit einem künstlerischen Leiter oder mit einem Beirat, sei noch offen, erläutert Manfred Bauer auf DrehPunktKultur-Nachfrage. Die Herausforderung sei die dreifache Aufgabenstellung: Der Odeïon-Saal ist ja nicht nur Kulturhaus, sondern auch Veranstaltungsraum für die Waldorfschule – und schließlich braucht es zur Finanzierungen auch Vermietungen. „Als freies, nicht subventioniertes Kulturhaus muss auch das Odeїon auf seine finanziellen Ressourcen achten. Der eingeschlagene Weg als Haus der Vielfalt wird fortgesetzt", ergänzt der Geschäftsführer.
Auf „eine gute, schöne Zeit gemeinsam mit Reinhard Tritscher“ blickt der Odeion-Geschäftsführer zurück, der vor allem Tritschers Gabe zum Networking herausstreicht: „Er hat es verstanden, unser Haus zu positionieren und es im überreichen Angebot der Stadt Salzburg mit künstlerisch hochwertigen Veranstaltungen zu verankern. Das wäre ohne seine gute Vernetzung in der Szene sonst nicht geglückt".
Neben Produktionen des eigenen Theater ecce, das in den vergangenen Jahren im Odeïon ebenfalls eine Heimstätte gefunden hat, programmierte Tritscher als künstlerischer Leiter viel beachtete Veranstaltungsreihen. Wie Tritscher immer wieder hervorhob, war es ihm ein Anliegen, nicht das Rad doppelt zu erfinden. Er strebte immer eine gewisse Unverwechselbarkeit an. So kreierte er beispielsweise das „GartenLaubenFest", das bewusst als Freiluft-Programm mit dem Zusatz „Kurz-Urlaub am Stadtrand" auf Salzburgerinnen und Salzburger ausgerichtet ist. Ein starker Akzent war auch die Chorreihe in Zusammenarbeit mit dem Chorverband Salzburg, die bis Mitte 2015 programmiert ist. Das Festival "Sounds of Jazz" wurde 2014 freilich abgesagt.
Zudem konzentrierte sich Reinhold Tritscher auf zeitgenössisches Theater und holte zuletzt die hochgelobte „Against-Trilogie" des Katalanen Esteve Soler ins Haus.