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Alle fünf sind auch Michael Kohlhaas

THEATER IM KUNSTQUARTIER / MICHAEL KOHLHAAS

17/02/14 Als Heinrich von Kleists bedeutendste Novelle ist die Geschichte des tragischen Helden Michael Koohlhas in die Literaturgeschichte eingegangen. Fünf junge Schauspiel Eleven, drei Männer, zwei Frauen übertrugen die archaische Erzählung von Recht und Unrecht in szenische Dialoge. Ein kluges Unternehmen.

Von Ulrike Guggenberger

049„Um die Mitte des 16. Jhdts. lebte an den Ufern der Havel einst ein Rosshändler namens Michael Kohlhaas, er galt in seinem Dorf als mustergültiger, arbeitsamer Bürger, übte sich in Gottesfurcht und Liebe zu Weib und Kindern, hauste in Eintracht mit seinen Nachbarn. Die Welt würde sein Andenken haben segnen müssen, wenn er in seiner Tugend nicht ausgeschweift hätte. Das Rechtsgefühl aber machte ihn zum Räuber und Mörder“, heißt es bei Heinrich von Kleist.

Gekonnt wechseln die fünf Schauspieler – Studierende im Diplomstadium am Thomas Bernhard Institut der Universität Mozarteum – die Rollen, so dass jeder der Spieler mal Michael Kohlhas, sein Weib, und etwaige andere Personen zu mimen hat. Im Originaltext rezitierten sie leidenschaftlich dicht und ohne zu unterbrechen die ausweglose Geschichte: Um sich sein Recht zu erkämpfen – es wurde ihm widerrechtlich eine Koppel Pferde beschlagnahmt – verheddert und verbohrt sich Michael Kohlhaas immer tiefer in seinen Kampf um Gerechtigkeit. Sein persönliches Familienglück schwindet mit dem unschuldigen Tod seiner lieben Frau dahin. Nun schreckt Kohlhaas vor nichts mehr zurück. Brandschatzend und gewalttätig zieht er durch das Land und muss sich letztlich doch der Macht des sächsischen Kurfürsten beugen. Die Schlussszene fällt aus der stringent erzählten Geschichte heraus. Sie stellt die Wiederherstellung seiner Ehre durch den Brandenburgischen Kurfürsten in Aussicht, zu spät.

048Ein Dorf nebst Kirche in Miniarchitektur, ein in Entfernung positionierter Plattenspieler auf ansonsten karger Bühne dient den Agierenden unter der Regie von Julia Wissert als Spielfläche. Tim-Fabian Hoffmann, Agnes Kammerer, Johannes Lange, Leoni Schulz und Martin Trippensee ziehen alle Register, die ihnen zur Verfügung stehen. Gleich zu Beginn schaffen sie es durch schiere akrobatische Bewegung und Mimik, im Zuschauer die Assoziation zu Pferden oder besser Rössern zu erreichen.

Sie geben sich gelassen oder spitzbübisch, sie rufen sich Sätze zu, wiederholen den ein oder anderen Text in unterschiedlicher Sprachmelodie leiser, eindringlicher oder lauter und bestimmender, herrisch, höflich, akkurat oder schmeichelnd. Jede einzelne Aktion dazu angetan, der verhängnisvoll düsteren Geschichte gerecht zu werden. Vom engagierten Spiel abgesehen, rein akustisch, mitunter für den Betrachter erschwert zu verstehen.

Zu seiner Zeit wurde Heinrich von Kleist nicht verstanden. Er erschien dem Publikum wie seinen Dichterkollegen wohl zu radikal in seiner Sprache wie auch in seinen Forderungen an den menschlichen Charakter.

Weitere Aufführungen am 21. und 22. Februar im Theater im Kunstquartier – www.moz.ac.at
Bilder: Universität Mozarteum

 

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