Schwarzer Humor vom Feinsten
TOIHAUS / KRUMME WELT
27/01/14 Womit beginnen? Vom ersten Augenblick an gibt es kein Entrinnen mehr aus der magischen Faszination von Inszenierung, Spiel, Musik und Inhalt. „Krumme Welt“ – erschaffen aus den schrägen Geschichten von Roald Dahl und Ray Bradbury - hatte am Samstag (25.1.) im Toihaus Premiere.
Von Ulrike Guggenberger
Schwarz gekleidete Mimen. Barfuß. Zwei Frauen, zwei Männer auf minimalistisch weißer Bühne. Sie stehen regungslos, blicken anhaltend in die Reihen der Zuschauer, ohne Hast. Mit großem Ernst blicken Publikum und Künstlerinnen und Künstler einander in die Augen. Einzige Requisiten: ein paar Musikinstrumente, Sessel, eine Art Tisch. Außerlich erstaunlich geradlinig, diese „Krumme Welt“. Premiere war am Samstag (25.1.) im Toihaus.
Mit einem sich vom kaum Hörbaren bis ins Unbändige steigernden Epilog, gesprochen und getobt von Mathias Lenz, hebt das Spiel an: Was hält die moderne Wissenschaft der Psychologie für uns Menschen bereit? Nichts. Sie bringt, ähnlich der Philosophie, lediglich mehr Verwirrung, denn Klarheit für die ureigenste Sache des Menschgeschlechts.
Nun regt sich Leben auf der Bühne. Auf einen kaum wahrnehmbaren Wink hin greift man zu viert zu den Instrumenten, spielt auf und erreicht das Publikum mühelos in seinen innersten Tiefen und Untiefen. Musiksequenzen von Arturas Valudskis und Gudrun Raber-Plaichinger dienen während der gesamten Performance nicht der Begleitung, sie vermitteln vielmehr Inhalte über eine andere Zugangsebene.
Nun folgt eine erste darstellende Einheit und geriert sich wie jede darauf folgende: verblüffend in ihrer Exaktheit, keine Bewegung zuviel, keine zuwenig, gleichsam im gemeinsamen Takt, atemloses Zuschauen. Im Moment wird die absurde Geschichte der Frau, die ihren Psychiater vor den Kopf stieß erzählt, gespielt von Susanne Lipinski.
Die einzelnen Szenarien folgen Texten und Auszügen aus Erzählungen von Roald Dahl und Ray Bradbury, beides Schriftsteller, Drehbuchschreiber und weltweit bekannt für ihre makaberen Stories und Horrorgeschichten.
So wie die stringente Regie von Arturas Valudskis ohne Abstufungen, ohne Zwischentöne, ohne Unklarheiten agiert, kommen auch die performativ aufgeführten Geschichten ohne Pathos aus. Etwa in der Geschichte der Dame, gespielt von Gudrun Raber-Plaichinger, welche den künstlich am Leben erhaltenen Kopf ihres Gatten von der Wissenschaft zurückfordert, um sich spät an ihm zu rächen: Schwarzer Humor fürwahr.
Als Zuschauer spürt man: Die Ausführenden haben die surrealen Erzählungen der Schriftsteller zu ihrer gemeinsamen Sache gemacht – und ein Gesamtkunstwerk von Regie, Akteuren und Technik geschaffen. Kein einzelner Auftritt der schauspielenden Musiker oder musizierenden Schauspieler ist hervorzuheben, sie alle agieren gleichsam als ein komplexer Spiel-Körper. Bei aller Zeitnähe der Inhalte könnte man im Gebotenen auch die große griechische Tragödie vom Menschsein assoziieren. Große Kunst am Theater im Toihaus.