Und was ist mit den Sardinen?
ENGLISH DRAMA GROUP / NOISES OFF
22/05/13 Da fallen Kleidungsstücke, da knallen die Türen, werden Texte und Einsätze vergessen, Requisiten verlegt und die Sardinen fliegen durch die Luft: Theateralltag! The English Drama Group Salzburg feierte am Dienstag (21.5.) in der ARGEkultur mit „Noises off“ von Michael Frayn die Premiere ihrer aktuellen Produktion.
Von Oliwia Blender
Eine mittelmäßige Theatertruppe probt und inszeniert die einfache Farce „Nothing On“ - eine Komödie voller Verwechslung und Verstecken, die von der Generalprobe an zum Scheitern verurteilt ist: Mit „Noises off“ von Michael Frayn stellt die ambitionierte englisch spielende Amateurtheatergruppe, die seit über 15 Jahren ihre Bühnenpräsenz in Salzburg pflegt, heuer eine liebevolle Persiflage auf das Theater vor.
Unter der Regie von Michael Darmanin entstand eine Aufführung, welche uns tiefe Einblicke in den täglichen Wahnsinn einer Theaterproduktion gewährt und Lach-Muskelkater garantiert. Mit dem Ergebnis, dass Fans von making of-Szenen die ungeschminkte Wahrheit über das Geschehen hinter den Kulissen erfahren und Kenner der Szene sich schmunzelnd selbst wieder erkennen.
Der Inhalt lässt sich kurz zusammenfassen: Anfangs ist es nur das scheinbar mangelnde Talent der Akteure und einige unschuldige Missverständnisse, die zum sichtbaren Chaos führen. Später aber kommen noch Rivalitäten, Liebeleien und gewaltsame Intrigen dazu, die dann zum endgültigen und katastrophalen Wirrwarr führen.
Wir bekommen ein Stück im Stück präsentiert, welches im zweiten Akt aus der backstage- Sicht mitverfolgt wird. Ein spannender Perspektivenwechsel! Dort ereignet sich so einiges: eine Axt, ein Kaktus, der Alkohol und ein Blumenstrauß zur Versöhnung spielen dort nämlich die Hauptrolle. Im dritten Akt ist man wieder der „klassische“ Zuschauer, nach einem zweimonatigen Zeitsprung: Wie hat sich das Stück wohl so entwickelt? Bereits bestens vertraut mit dem Ablauf der Farce erkennt man sofort was schief geht, die darauf folgenden Eskapaden halten ihr Versprechen: Slapstick pur!
In drei kurzweiligen Akten beweisen die Schauspieler ihr Können. Was für das Publikum simpel erscheinen mag, ist ein hochkomplexes Spiel, in dem alle Bereiche der Theaterproduktion abgedeckt werden müssen. Es verbindet sich die Komik mit der Darstellung der einzelnen Charaktere - die den Akt des Schauspielens parallel (und quasi doppelt) inszenieren müssen.
Das drehbare Bühnenbild, die Kostüme und der einstudierte „punktgenaue Gag“: Das alles beschreibt Regisseur Michael Darmanin im (sehr aufschlussreichen) Programmheft als sehr anspruchsvoll und „Alptraum für jeden Regisseur und Schauspieler“. Dennoch erscheint dieses Spiel dem Zuschauer leicht und heiter: ein Liebesbekenntnis an den Theateralltag, nicht nur für Liebhaber des britischen Humors.
Und die zu Beginn geäußerte Angst des Regisseurs „Without the public we cannot survive”, wird sich nach der gelungenen Premiere in Luft aufgelöst haben! Eine Frage nur bleibt offen: What about the sardines?