Und jetzt ein Faust II in Cinemascope
HINTERGRUND / LANDESTHEATER / JUBILÄUMSJAHR
14/02/13 Als man im Herbst 1893, also vor 120 Jahren, im neuen Theater von Helmer und Fellner in die erste Spielzeit ging, war da ein Jungspund im Schauspielensemble, von dem man noch einiges hören sollte: Max Reinhardt.
Von Reinhard Kriechbaum
Deshalb hängt sein Kopf, in Bronze gegossen, im Logenfoyer des Salzburger Landestheaters. Sonst ist Max Reinhardt aber eher auf der anderen Seite der Salzach ein Thema. Als Mitbegründer der Festspiele, und als Schöpfer der legendären „Faust-Stadt“. Aber seinem legendären „Faust I“ in der Felsenreitschule konnte Reinhardt der Tragödie zweiter Teil wegen des Anschlusses nicht mehr folgen lassen.
Genau da hakt Intendant Carl Philip von Maldeghem ein: In der Jubiläumssaison wird man Faust II an diesem exponierten Ort spielen, Premiere ist am 12. Oktober. Viel Faust also im kommenden Herbst, denn Maldeghem wird auch seine Inszenierung des Faust I im Landestheater, mit der er seine Intendantenzeit hier eröffnete, wieder zeigen – auch wieder mit Christoph Wieschke als Faust und Sascha Oskar Weis als Mephisto (Szenenfotos vom Herbst 2009 auf dieser Seite). Drei Mal wird man sich den Faust als Halbtags- und Halbnachts-Gesamtkunstwerk geben können: nachmittags den ersten Teil im Landestheater und abends dann den zweiten in der Felsenreitschule.
Statt Faust II hieß es für Max Reinhardt seinerzeit: Exil! Des Anschlusses vor 75 Jahren gilt es im kommenden Herbst also auch zu gedenken, und das wird man im Landestheater genau am Jahrestag, dem 11. März 2013, tun: Schauspieler des Landestheaters sowie Musiker und Sänger des Ballaststofforchesters (das auf Unterhaltungsmusik der zwanziger bis vierziger Jahre spezialisiert ist) werden an die verfemte Musik in der Nazi-Zeit erinnern.
In einem Pressegespräch haben der Intendant und Bürgermeister Heinz Schaden allerlei Positives berichtet aus dem Landestheater. Schaden führt derzeit nach David Brenner die Geschäfte im Theaterausschuss. Mit Stichtag 27. Jänner hielt man bei einer Rekordauslastung von 87,4 Prozent. Auf den Anteil an zeitgenössischem Theater im Spielplan ist man stolz, die erfolgreichsten Produktionen sind freilich „Die Fledermaus“ mit 88 Prozent und „Tristan und Isolde“ (im Haus für Mozart) mit 84 Prozent – aber die werden von „The Sound of Music“ mit 99,7 Prozent weit in den Schatten gestellt. Es gibt offenbar immer noch genügend Nachfrage für diese Produktion im näheren und weiteren Umfeld Salzburgs. „Bis 2015“ sieht Intendant Carl Philip von Maldeghem Chancen für weitere Aufführungsserien in deutscher Sprache. Pläne, auch eine englische Variante anzubieten, werden vorerst aufgeschoben, aber nicht ad acta gelegt.
Mit „La Cenerentola“ war das Landestheater in Fürth eingeladen, der Marionetten-„Ring“ wurde drei Wochen lang in Paris gezeigt. Mit Robert Schneiders „Dreck“ ging man in Schulen im Land. In Salzburg noch nicht zu sehen war die Koproduktion von „Caveman“ im Wiener Palais Kabelwerk. Gabriel Baryllis Boulevardkomödie „Butterbrot“ wurde unterdessen auch in Wien gespielt.
Man hat derzeit über sechstausend eigene Abonnenten, dazu kommen noch die Theaterringe der Kulturvereinigung. Budgetär hat es seit 2009 keine Erhöhungen gegeben (Bürgermeister Schaden: „Es ist an der Zeit, nachzubessern.“). In dieser Zeitspanne hat dafür das Publikum ganz erheblich zugenommen, und zwar um mehr als die Hälfte. 150.000 Besucher waren es zuletzt. 15 Millionen Euro beträgt das Jahresbudget, je 5,7 Millionen schießen Stadt und Land bei. Die Eigenwirtschaftlichkeit wurde auf 25,6 gesteigert, der Zuschussbedarf pro verkaufter Karte ist seit 2009 von 81,3 auf 77,2 Euro gesunken.
Eine neue Leiterin für die Jugendsparte am Landestheater: Astrid Großgasteiger übernimmt mit Beginn der neuen Spielzeit diese Sparte von Marco Dott. Sie kümmert sich auch weiterhin um die Bürgerbühne. „Partizipation“, die gerade als Schlagwort und Modewelle durch die deutschsprachige Theaterwelt schwappt, nimmt man bisher an keiner österreichischen Bühne so wichtig wie hierorts.