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Ich bin nicht Julia, ich bin Karo

ODEION / ROMEO UND JULIA

27/02/12 Patchwork ist normalerweise das Ergebnis, wenn unterschiedliche Stoffe miteinander vernäht werden. Es geht aber auch anders. Bei „Patchwork – Romeo und Julia“ arbeiten 120 Schüler fünf verschiedener Klassen an einem Stoff. Jede Klasse erarbeitete einen Akt des Klassikers „Romeo und Julia“.

Von Eva Müller

Sie färben den altbekannten Stoff neu ein, zerpflücken ihn, setzen ihn wieder zusammen, um dann noch ein paar Patches Gegenwart und Jugendkultur einzufügen. Das Ergebnis: ein unterhaltsamer Theaternachmittag, der sogar hartgesottene Anhänger des Barden von Stratford zum Schmunzeln bringt.

Wenn sich fünf verschiedene Inszenierungsansätze ein Bühnenbild und eine Aufführung teilen und man Romeo und Julia nur an ihren Kostümen erkennt, da sich die Darsteller fast jede Sequenz ändern, fühlt man sich fast wie der Besitzer einer magischen Fernbedienung, auf der man zwischen unterschiedlichen Erzählweisen hin und herschalten kann.

Schüler des HIB Saalfelden, der Rudolf-Steiner-Schule, des BG Zaunergasse und des BORG Mitersill, werden da zu Bürgern Veronas, Bäumen, lebenden Möbeln und orangen Buddhas. Musik unterschiedlichster Stile findet ihren Weg durch die gesamte Inszenierung, von einem Dancebattle zwischen den Montagues und Capulets zu Beginn, bis zum Livegesang, nur von Klavier begleitet, der am Ende die gesamte Geschichte noch einmal zusammen fasst.

Die Sprache wechselt rapide zwischen modernem Deutsch, den traditionellen Übersetzungen und gelegentlich sogar dem Englischen Original, wobei auf einige der bekannteren Dialoge zugunsten einer visuell-musikalischen Umsetzung verzichtet wird, andere Passagen hingegen werden mehrfach durchleuchtet. Besonders amüsant wird es, wenn einer der Romeos als Antwort auf sein Balkongeschmachte die Antwort erhält: „Ich bin nicht Julia, ich bin Karo“, wenn Bäume (und ein vorlauter Strauch) die Geschichte aus ihrer Sicht erzählen, oder man schlussendlich in „Lorenzos Buddhismusbar“ landet, wo auch die Türflügel ihre Kommentare abgeben.

Reinhold Tritschner, eine der treibenden Kräfte im Hintergrund, spricht von Theaterpädagogik, die den Klassischen Rahmen der Turnhalle verlässt und so die Begegnung junger Menschen fördert. Im Zentrum dieser vielschichtigen Beschäftigung mit dem klassischen Stoff stünde aber „nicht das Ergebnis, sondern das Tun“.

Fragt man Mitspielende welche Erfahrungen sie aus diesem Projekt (Idee und Umsetzung Gisela Ruby und Benjamin Blaikner) mitnehmen, dann meinen sie „dass aus einer so großen Gruppe sehr schnell eine Gemeinschaft wird“. Und das merkt man auch. Denn dieses Patchwork an Ansätzen ergibt, in all seiner Zusammengewürfeltheit doch eine einzige Inszenierung. Zusammengefasst: Schülertheater auf gutem Niveau mit der kleinen Priese Augenzwinkern, die fast eineinhalb Stunden wie im Flug vergehen lässt.

 

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