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Luft anhalten für die Kunst

UNI MOZARTEUM / THEATERPROJEKT

03/02/12 Ein Bildhauer, eine Stadtführerin, ein Graffitisprayer und ein Verkehrsaktivist mit Entertainerqualitäten. Salzburger Querdenker knöpfen sich Wandel im öffentlichen Raum vor. Das Theaterprojekt „MmmhBURG“.

Von Iris Melcher

alt„Faces“, Gesichter, nannte Daniel M. „Seigott“ Toboris seine Performance auf einer kleinen Bühne in der ehemaligen Salzburger Druckerei in der Bergstraße. Der Bildhauer kniete vor einem Wasserbottich, zwei Farbtöpfen und einem Vorrat an Ton. In einer rauschhaften Performance gestaltete er pausenlos den eigenen Kopf neu. Die  Gesichter schwankten zwischen animalischer Fratze und süßem Alien. Ein auch körperlich an die Grenzen gehender Einsatz, denn jede Tonschicht raubte dem Künstler für einige Zeit den Atem. Kriegt die Kunst genug Luft? Staunen  und Luftanhalten auch im Publikum.

altMaximilian Hanisch hat sich das „Expertentheater mit dem Titel „MmmhBURG“ ausgedacht, eine Produktion am vergangenen Samstag (28.1.), die sich als gehaltvolle Querdenkerei entpuppte.  Veränderung ist das Ziel, fußgängerische Qualitäten waren gefragt. Es würde sich lohnen, das Projekt der Abteilung Schauspiel und Regie des Mozarteums Salzburg nicht als Kunst-Eintagsfliege einzumotten.

„Ich würde nie Häuser von Privatfamilien, Kirchen oder Autos ansprühen“, sagt ODL, ein Graffitisprayer aus Salzburg über seine Aktionen. Tim Fabian brachte die Gedanken des Untergrundkünstlers näher, die „MmmhBURG“-Zuschauer hatten sich nach einer Wanderung durch die Linzergasse in einer  Einfahrt an der Schallmooser Hauptstraße versammelt. Genau dort, in der Nähe des Rockhauses, prangt ein bunter Uhu an der Wand. Ein Film  zeigte ODL parallel dazu beim Sprayen. Sachbeschädigung? „Klar“, meinte der zornige Sprayer (in Gestalt seines Schauspieler-Interpreten), aber wenn man sich überlege, „für was die Staatsfinanzen verpulvert werden, Millionen Euro für Olympia“, dann habe er keine Skrupel, öffentliche Gebäude als Leinwand   zu verwenden. „Eigentlich fügt man nur etwas hinzu. Wenn stört es schon, wenn auf einer grauen Betonwand Farbe ist.“

Was macht man mit einem  „Gehzeug“? In einer Fabrikshalle an der Schallmooser Hauptstraße bahnte sich Erik Schnaitl mit einem ausladenden Gestell den Weg durch die Zuschauer. So viel Raum fressen sonst nur Autos. Fast Endstation des  Abends, der im neuen Jugendzentrum MARK ausklang. In jedem steckt ein kleiner wütender Autofahrer, dem alle Fußgänger zu langsam über die Straße gehen. „In die Steinzeit will keiner, aber wie viele Autos sind gesund?“, fragte der Verkehrsaktivist. Gehen als Kunst, das geht gut.

Bilder: MEI

 

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