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... erschreckender als jede Fiktion

MACHT.SCHULE.THEATER / KLEINES THEATER / FALL.NETZ

29/04/11 „Nur weil wir auf Facebook Freunde sind, sind wir keine Freunde.“ Im Rahmen der Theaterinitiative „Macht.Schule.Theater“ setzten sich Schülerinnen und Schüler der NMS Nonntal und des BG Seekirchen auf eindrucksvolle Weise mit dem Thema Cybermobbing auseinander. Das Stück „Fall.Netz“ wurde gemeinsam entwickelt.

Von Sabine Friedl

Eingebettet in die Rahmensituation einer Verkaufssendung, die den Artikel „mobbing“ anbietet, wird der Alltag eines Mobbing-Opfers gezeigt: „Fall.Netz“ spielt mit dem Aneignen fremder Persönlichkeit, mit Kinderschutz im Internet und vor allem mit dem stillen Leid der Opfer.

Hier liegt auch gleich der einzige Kritikpunkt vergraben: Das Thema ist ungemein weitläufig und die Regisseurinnen Elisabeth Nelhiebel und Caroline Richards haben offensichtlich versucht, so viele Facetten wie nur möglich einzubauen. Ein löblicher Versuch, der jedoch im letzten Drittel zu einer gewissen Langatmigkeit führte.

Großes Lob jedoch für die Idee, das Opfer Moritz von verschiedenen Kindern spielen zu lassen: So wurde gezeigt, dass der Leidtragende nur all zu leicht auswechselbar ist: Jeder kann als Täter/als Opfer gelten - so die Devise und das wusste die Gruppe gut umzusetzen. „Fall Netz“ zeigt anschaulich auf, wie schnell ein jeder in diese Rolle fallen kann, ohne zu wissen weshalb und warum.

Auch das Arbeiten mit Kleidungsfarben sei hier hervorgehoben, da es dem Ganzen eine Aussage- und Überzeugungskraft verlieh, wie sie in diesem Rahmen nicht größer hätte sein können. Auch reale Fakten zum Thema Cypberspace wie etwa Tatsachenberichte über Selbstmorde von Mobbingopfern finden Eingang in das Stück.

So bekommt das Ganze wirkungsvolle Tiefe. Der Medieneinsatz im Stück war gut gelungen und unterstrich, wie sehr sich die heutige Generation Kinder von der letzten unterscheidet - und wie schwer sich oft Erwachsene mit dieser Problematik tun, denen facebook und co. fremd sind.

Eindringlich gezeigt wird, wie still und unauffällig die Persönlichkeit eines Kindes an Mobbing zerbrechen kann, wenn jeder wegsieht. Gegen Ende fragt sich das Opfer im Stück „Warum sind die so?“ und erhält keine Antwort. Denn – und das ist das Erfrischende an dieser Inszenierung – niemand wird klar als Böser stigmatisiert. Auch Lösungsvorschläge werden nicht direkt genannt. Das Theaterstück bildet einfach nur die Realität von Schülern ab, die oft erschreckender, als jede Fiktion sein kann.

Das Bloßstellen von Menschen durch moderne Kommunikationsmittel ist ein schwieriges Thema, das – so wie durch dieses Stück – beleuchtet gehört. Wer sich einen Schritt durch kreative Aufarbeitung heran nähern will, kann dies noch bis 4. Mai im Kleinen Theater tun.

www.kleinestheater.at
Bilder: Kleines Theater

 

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