Last-Minute-Angebot gefällig?
KAMMERSPIELE / PIZZA? BASTA!
04/10/10 Sympathischer Empfang, gedämpftes Licht, Kerzenschein, italienische Gassenhauer im Ohr, wie beim Lieblingsitaliener um die Ecke – ein komplett eingerichtetes italienisches Restaurant wartet auf den Theaterbesucher: Im Keller der Kammerspiele, muss man sich auf eine etwas andere Art des Theaterbesuches gefasst machen.
Von Isabell Spanier
Wie in einem echten Restaurant bemühte sich bei Premiere am Samstag (2.10). der Chef des Familienbetriebs Enzo Canzonetta (Christoph Wieschke) mit allen Mitteln darum, dass die Gäste nichts von seiner Unglücksparade mitbekommen. Denn nicht nur die personelle Unterbesetzung scheint ihm zuzusetzen, das verrät das aufgesetzte Lächeln nur zu gut. Auch Tochter Valentina (Shantia Ullmann) scheint keine wirkliche Hilfe, denn sie will nur „raus aus diesem stinkigen Loch“ und nach Amerika, ihren Traum als Sängerin und Schauspielerin verwirklichen. Dann explodiert auch noch der Pizzaofen und das Chaos ist komplett. Man kann die Gäste doch nicht verhungern lassen!
Rettung und einzige Wahl bevor die Katastrophe auffliegt: der Pizza-Bestellservice. Bis dieser eintrifft, wird aus dem kleinen italienischen Restaurant eine Showbühne und mehr: Denn als wäre die bisherige Inszenierung noch nicht genug „Italien“, folgen mit Unterstützung des Pianisten Adriano (Adrian Suciu) Gesangs- und Tanzeinlagen.
So überzeugt nicht nur der Chef persönlich durch sein Gesangstalent, das ganze Personal wirkt, wie aus einer schlagerseligen italienischen Opera buffa entsprungen: „Pizza? Basta!“ ist eine Liederreise: von Paolo Conte, bis Gianna Nannini und Eros Ramazotti – „O sole mio“, „lasciatemi cantare“, „felicità“, „ti amo“, „volare“ und viele Schlager untermalen treffsicher die Handlung.
Und so geht es an diesem Abend nicht nur um einen kleinen Ausflug ins italienische Leben, um Mangiare und Cantare. Es geht auch um die Erfüllung der eigenen Träume und Wünsche, um Familie und Kultur, um die Liebe und um das Bedürfnis etwas Neues auszuprobieren. Und genau dieses gelingt Astrid Großgasteigers Inszenierung mit viel Witz, italienischem Charme und einem gehörigen Schub an Originalität.