Kein Treffen der Meerschweinchen
ARGE / BASICS FESTIVAL / BLACKBOX
19/03/10 Menschen im virtuellen Raum kennen zu lernen - das passiert heute nicht selten. Aber kennen wir diese Menschen wirklich? In einer ungewöhnlichen Darbietung setzt sich "The Guinea Pig Collective" mit dieser Frage auseinander.
Von Nic Henseke
Als man sich beinahe damit abgefunden hat, in einem weniger gelungenen Studentenprojekt, auf eine Bildfläche zu starren und skurrilen Bildern und Klängen zu lauschen, entpuppen sich die Bilder als real. Es ist keine einfache Nachbearbeitung von Videomaterial dem man durch schwarz-weiß einfärben einen künstlerischen Touch verleihen will, sondern eine ausgeklügelte Tanzdarbietung mit ungewöhnlicher Kameraführung.
Auch ist „The guinea pig collective“ keine Zusammenrottung von Meerschweinchen sondern ein Künstlerkollektiv, das sich aus Christine Hinterkörner (Sängerin & Komponistin), Iris Heitzinger (Tänzerin) und Dietmar Suoch (Medienkünstler) zusammensetzt.
Gemeinsam kreierten sie in ihrem Stück "Blackbox" eine Reise vom Cyberspace in die Realität. Google dich! Du wirst erstaunt sein, wie man dich dort wahrnimmt. Was man im Internet für wahr nimmt, entspricht selten der Realität.
Die Kamera blickt in eine Box aus Leinwand und sendet über einen Beamer die Bilder auf eben diese Box zurück. Hinter den Aufnahmen erkennt man schemenhaft eine Tänzerin (Iris Heitzinger), die mit unwirklichen Bewegungen die surrealen Momente erzeugt. Es ist wie die Entdeckung eines Anderen in einer fremden Welt, die glitzernd, bunt und verspielt ist.
Doch plötzlich versinken die Welt und die Tänzerin im „Spam“, die Darstellerin erscheint auf der Bühne. In eigenartigen Lichtspielen erst grotesk, abwechselnd komisch, traurig und emotional bewegend tritt die seltsame Kreatur in reale Welt, entwickelt sich tänzerisch zu einem menschlichen Geschöpf und stürmt sogar den Mischpult der Medienkünstler. Dann wird dieses Wesen mit einem Mikrophonkabel gefesselt vor die Zuschauer geführt. Nun steht man der Tänzerin direkt gegenüber, welche dann ein Wechselbad der Gefühle, zwischen Lachen und Weinen initiiert. Zum Schluss steht man vor dem echten Menschen.
Insgesamt ist die Produktion sehr gut gelungen, was vor allem Miss Luiss Twisted (Iris Heitzinger) zu verdanken: Die Darbietung ist ein ideenreich bewegender, wirbelnder, körperlich- konditioneller Wahnsinn. In Kombination mit Bild und Lichteffekten, sowie einer guten Soundauswahl, ist die Reise vom virtuellen in den realen Kosmos gelungen.
Im Anschluss an die Darstellung standen die drei Künstler in einem Gespräch Rede und Antwort - und waren somit vollständig in der Realität angekommen.