„Die Maria heuer ist total überfordert“
SALZBURGER ADVENTSINGEN
30/11/11 Unerwartete Schwangerschaft, Visionen – da könnte man schon verzagen als Maria. Simone Vierlinger singt und spielt die Rolle zum vierten Mal. Aber weil es ja jedes Jahr eine Neuinszenierung gibt beim Salzburger Adventsingen, liegen die Akzente immer wieder anders.
Von Reinhard Kriechbaum
„Die Maria heuer ist total überfordert“ sagt Simone Vierlinger. In anderer Hinsicht überfordert ist Bernhard Teufl, der (zum fünften Mal) den Josef gibt auf der Bühne des Großen Festspielhauses. Als Marias Mann hat er es ja mit einem göttlichen Nebenbuhler zu tun. Aber jener Säugling, der Bernhard Teufl seit ein paar Wochen zuhause nächtens um den Schlaf bringt, ist wirklich sein eigener Nachwuchs. Gleich nach dem Pressegespräch hat sich Teufl deshalb abgeseilt. Zum Ausschlafen vor der Hauptprobe.
„Der Stern“ heißt die diesjährige Produktion. Wie üblich betont man, dass man eben wieder – wie jedes Jahr aufs Neue – versucht habe, den bekannten „Plot“ um neue Perspektiven zu erweitern. Regisseurin Veronika Pernthaner: „Wenn die Leute rausgehen und sagen, ‚So habe ich das bisher nicht gesehen‘, dann würde ich mich in meiner Arbeit bestätigt sehen.“ All jene, die sich musikalisch einbringen, loben Veronika Pernthaner für ihr großes Interesse an der Musik. Sie sei bei allen Proben dabei, freut sich Dirigent Herbert Böck.
Er beschreibt seine Arbeit vor allem mit den jungen Leuten (Musik-, Gesangsstudenten) als eine Art Missing Link zwischen Mozarteum und Einstieg ins Berufsleben. Und er freut sich doppelt, wenn er den Studenten auch einen Weg in die Volksmusik ebnen kann: „Viele haben ja dazu gar keine Beziehung.“ Maria-Darstellerin Simone Vierlinger über die Arbeitsbedingungen: „Es ist fast ein Luxus hier“, wegen des erfahrenen Teams und der Freude, mit der alle bei der Sache seien. „Da kann ich mich als junge Künstlerin einfach hineinfallen lassen.“
„Vier Quadratmeter Spielfläche haben wir gewonnen“: Was Bühnenbildner Dietmar Solt stolz berichtet, ist so selbstverständlich nicht, denn man muss ja mit dem Raum vor dem Eisernen Vorhang auskommen. Da gilt es zwei Chorhälften unterzubringen, Drei- und Viergesang. Das Spiel selbst braucht Platz und die Hirtenkinder natürlich auch. Da ist man auch um ein paar Quadratmeter mehr dankbar.
Klemens Vereno hat ein altes Adventlied aus einem Bayerischen Gesangsbuch um 1800 zu einer neuen Herbergssuche verarbeitet und ein Engellied (Text: Wilhelm Willms) neu vertont. Darüber hinaus ist es ja immer eine Herausforderung für den Komponisten des Adventsingens, aus heterogenem Material ein Ganzes zu formen. Von Wilhelm Keller bis Peter Wesenauer reichen heuer die neueren Kompositionen, die Klemens Vereno mit der Volksmusik verbunden hat. „Kunstmusik ist ohne Volksmusik nicht denkbar“, sagt er und verweist auf Haydn, Mozart, Brahms oder Bartok. „Darum ist mir die Verschmelzung so wichtig.“
Alles so gut wie ausverkauft, meldet Stefan Sperr vom veranstaltenden Salzburger Heimatwerk. Das heiße nicht, dass sich nachfragen (auch telefonisch) nicht doch lohne, es kommen ja immer einzelne Karten zurück. „Aber am Freitag, 16.12., da haben wir noch was.“ Rechnet man die öffentliche Generalprobe morgen, Donnerstag (1.12.), weg, so sind 34.200 Karten aufgelegt. Dass man heuer am zweiten, dritten und vierten Adventwochenende spielt, ist außergewöhnlich. „Das war noch nie so, sagt Adventsingen-Leiter Hans Köhl.