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Die Straßenzeitung und die Advent-Botschaft

HINTERGRUND / SALZBURGER ADVENTSINGEN

24/11/10 Eine hübsche Überlegung eines Kirchenmannes dieser Tage im Fernsehen: Warum stürmen so viele Menschen das Salzburger Adventsingen, warum zahlen sie Eintritt für eine Botschaft, die ihnen die Kirche kostenlos anböte? Was macht die Kirche falsch, was das Adventsingen richtig?

Von Reinhard Kriechbaum

altVielleicht wäre es ja eine Möglichkeit, die kirchlichen Advent-Performances auch auf sechzehn zu reduzieren und Eintrittskarten auszugeben. Beim Adventsingen funktioniert die Sache nachweislich, denn, so Hans Köhl in einem Pressegespräch am Mittwoch (24.11.) im Großen Festspielhaus. „Wir hatten eine Nachfrage wie schon lange nicht“, im Oktober seien alle Vorstellungen ausverkauft gewesen. Drum geht online nichts mehr – aber Rückgabekarten gebe es beim Heimatwerk, zu fragen lohne also.

Zu dem Termin am Vorabend der öffentlichen Generalprobe tritt die Adventsingen-Crew traditionellerweise vollständig an auf der Bühne des Großen Festspielhauses, und die jeweilige Stück-Botschaft wird genau erklärt, so dass bei der Premiere eigentlich keine Missverständnisse aufkommen dürften. Diesmal hat man unter dem Motto „Wer klopfet an“ die Herbergssuche thematisiert, die Verkündigung an die Hirten auf dem Untersberg lokalisiert und die altObdachlosen auf dem Kapuzinerberg geerdet. Eines der Befestigungs-Häuschen, von wo sie gelegentlich vertrieben werden und dann für Schlagzeilen sorgen, hat Dietmar Solt auf der Bühne nachgebaut.

Das Hauptaugenmerk wird sich auf Veronika Pernthaner richten, die heuer erstmals Regie führt. Ihr gehe es „um ein homogenes Ganzes“, sagt sie, „so dass möglichst niemand mehr merkt, was von wem gekommen ist“. Man betont ja beim Adventsingen immer das Teamwork, die lange gemeinsame Vorbereitungszeit. Zur jährlich tröstenden Botschaft gehört die Nachricht, dass es heuer wieder mal in beispielloser Harmonie abgelaufen sei.

Herbert Böck, der musikalische Leiter, verweist darauf, dass die musikalischen Herausforderungen „so hoch sind wie noch nie“, Komponist Klemens Vereno habe „ein echtes, fast orchestrales Weihnachtsoratorium“ gestaltet. „Die Dreigesänge sind erstmals ins kompositorische Werk integriert“, sagt Böck, „bisher gab es eine hermetische Trennung zwischen Volks- und Kunstlied“. Worauf Böck auch hinweist: „Die Regisseurin saß plötzlich in den Musikproben“, und entsprechend eng habe sich die Zusammenarbeit entwickelt.

Veronika Pernthaner, Chefin des Salzburger Amateurtheaterverbands, hat ihren Kollegen Matthias Hochradl dazu geholt (er wirkt erstmals mit), und von beider Theatergruppen in Abtenau und Holzhausen sind Leute dabei. Der Umgang mit den Dimensionen des Hauses? „altMan weiß ja vorher, wie groß es ist“, sagt Veronika Pernthaner selbstbewusst. Darauf gehe man ein. Für sie und ihre schauspielerischen Mitstreiter sei kein Unterschied, ob sie in diesem oder in kleinerem Rahmen ihr Bestes gebe. Freilich: 

„Dass wir jetzt da auftreten, wo vor ein paar Monaten Waltraut Meier gesungen hat …“ So ähnlich sei es ihr gegangen, als sie und Hochradl im Vorjahr

mit Felix Mitterers Stück „Das Ungeheuer“ zu einem Festival in der Oper Monaco eingeladen waren. Dort ist seinerzeit die Callas aufgetreten.

Beim Adventsingen gibt man es erdnäher: Zum zweiten Mal ist Simone Vierlinger die Maria, Bernhard Teufl ist in langen Jahren die Rolle des Josef schon zur zweiten Haut geworden. Die erst achtzehnjährige Magdalena Hinz ist der Engel, der heuer nicht nur erdferne Auftritte hat, sondern ins Spiel integriert ist und viel zu singen hat.

Eine hübsche Kooperation gibt es – nahe liegend beim Thema Herbergssuche – mit der Salzburger Straßenzeitung Apropos. Geschichten vom neuen Apropos-Buch „Denk ich an Heimat“ sind Teil des Programmbuchs, Apropos-Verkäufer sind Gäste bei der öffentlichen Generalprobe morgen, Donnerstag (25.11.), und sie werden danach im Foyer das Buch zum Verkauf anbieten. Michaela Gründler, Apropos-Chefredakteurin: „Es ist für eine Straßenzeitung schon etwas Besonderes, im Großen Festspielhaus zu landen.“ Für die Verkäuferinnen und Verkäufer „bedeutet es viel, sichtbar zu sein“.

An die Botschaft sollte es keine Zweifel geben. Und ja, die Kirche hat dieselbe Botschaft auch. Aber der Erlebniswert scheint doch im Großen Festspielhaus höher zu sein.

Premiere ist am Freitag, 26.11., Aufführungen bis 12. Dezember. - www.salzburgeradventsingen.at
Bilder: dpk-krie (1); Salzburger Adventsingen

 

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