„Das Reden über Tanz ist ein Vakuum“
TANZ_HOUSE-FESTIVAL
30/09/10 Jürgen Flimm spielt nicht mit. Er hat seine Programme ja immer beim Fischessen mit Dirigenten entwickelt. Trotzdem ist „Think Fish“ nicht das Salzburg-Comeback des Ex-Festspielintendanten.
Von Heidemarie Klabacher
Viel mehr lässt sich zum gegenwärtigen Zeitpunkt über das „tanz_house“ Festival kaum gesichert sagen. „Das Reden über Tanz ist ein Vakuum.“ So Hubert Lepka heute Donnerstag (30.9.) bei der Programmpräsentation zum „tanz_house“-Festival, das von 16. bis 29. Oktober stattfinden soll.
Und wir müssen ihm Recht geben. „Noch nicht fertig.“ „Noch im Entstehen.“ „Work in Progress.“ So hieß es reihum bei den in Regimentsstärke angetretenen Choreographinnen und Choreographen und tanz_house-Mitgliedern. Der Ehrgeiz der Veranstalter übertrifft bei weitem das, was sie zwei Wochen vor Festivalbeginn an Konkretem anzukündigen haben.
Jemand wird voraussichtlich klettern: Ob Wände, Stangen oder Vorhänge hoch oder - vertikal - von Stuhl zu Stuhl (da könnten wir Ideen einbringen) steht noch nicht ganz fest. Jemand anderer wird demnächst in den Keller gehen und im eigenen Archiv stöbern und daraus eine Performance machen. Wieder andere wissen schon fix, dass sie den Akteuren zwölf Tische zur Verfügung stellen aber sonst alles offen lassen werden.
96 Stunden lang werden sich acht Performer in einen kleinen Raum (hoffentlich mit Frischluftzufuhr) sperren lassen, und das, was herauskommt, abschließend präsentieren. Da kann man zwar zuschauen (mittels Guckloch), darf sich aber doch auch überraschen lassen.
Die meisten Produktionen sind also erst in unterschiedlichsten Entwicklungsstadien in Köpfen und Konzeptpapieren vorhanden. Andere wiederum sind alt (wie etwa „Bauchgeflüster“ für Kleinstkinder) und haben wenig Neuigkeitswert.
Zu den wenigen, die schon Genaueres wissen über ihr Tun, gehört die editta braun company. Sie bringt (am 19. und 20. Oktober) ein Stück mit dem Titel „König Artus“ zur Uraufführung: Ausgehend von der historischen Situation des 5./6. Jahrhunderts in Britannien und dem Sagenkreis um den legendären Vorsitzenden der Tafelrunde will Editta Braun „Parallelen ziehen zu Staaten wie Somalia, in denen seit oft mehr als zwanzig Jahren blutrünstige Warlords die Bildung von Regierungen verhindern“.
Merlin wird ein Schauspieler sein, Artus und Morgane werden getanzt. Der riesige Sagenkreis umrissen von drei Personen! Ein Stoff, ein Thema (das nicht nur in der eigenen Befindlichen stochert), ein Konzept (erstellt in Zusammenarbeit mit dem Altgermanisten Ulrich Müller): Die Aussicht darauf tut wohl im sonst weitgehend luftleeren performativen Raum.