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... an einem Kusse von dir...

TASCHENOPERN FESTIVAL / HILFE! UNDINE GEHT

24/09/21 Im Norden ist es die Kleine Meerjungfrau. Deren Süßwasser-Schwester im deutschen Sprachraum heißt Undine. Die Liebesgeschichte zwischen Nymphe und Menschenmann ist unwiderstehlich für Filmemacher, Dichterinnen und Komponisten sei je her. Ihr gilt das Taschenopernfestival von 28. September bis 2. Oktober. Hilfe! Undine geht – weit über alles Märchenhafte hinaus. Erste Einblicke hier!

Von Heidemarie Klabacher

Das neunte Taschenopernfestival des Vereins Klang 21 widmet sich der legendären Frauenfigur in vier Kurzopern unter dem Titel Hilfe! Undine geht. Komponiert haben Zeynep Gedizlioglu, Iris ter Schiphorst, Wolfgang Mitterer und Fabio Nieder. Zwei berühmte Varianten des Stoffes liegen den Kurzopern zu Grunde, die Novelle Undine des Dichters der Romantik Friedrich de la Motte Fouqué und die Erzählung Undine geht von Ingeborg Bachmann. „Die Männer haben sich für die romantische Fassung entschieden, die Komponistinnen für Bachmann“, so der künstlerische Leiter Thierry Bruehl. „Dass sich die Stücke jeweils um einen gemeinsamen Ausgangspunkt drehen, ist für das Publikum sehr spannend, weil es zeigt, wie unterschiedlich die Befassung mit einem einzigen Thema ausfallen kann.“

Durch die Betrachtung eines bekannten literarischen Stoffes aus unterschiedlichen Blickwinkeln „gewinnt die Erzählung Kraft und bringt Leute in die Aufführung“, so Cay Bubendorfer von Klang21. In Fouqués Erzählung werde Undine zum Opfer ihrer Liebe zu einem Mann, den sie dadurch ebenfalls zum Opfer macht. „Diese Männerperspektive wird in Ingeborg Bachmanns Erzählung umgestülpt. Ihre Protagonistin ist kein passives Wasserwesen mehr, sondern eine autarke Figur, die die ihr aufgepresste Frauenrolle befragt und hinterfragt.“

Der Mann mit allen seinen kulturgeschichtlichen Eigenschaften sei also nicht Opfer, sondern Objekt sowohl ihrer Anklage als auch ihrer Identifizierung und Individualisierung.

Die bereits neunte Ausgabe des Taschenopernfestivals steht wieder unter der musikalischen Leitung von Peter Rundel. Die Uraufführung in der Szene Salzburg spielt das Ensemble NAMES New Arts and Music Ensemble Salzburg. Die vier Kurzopern zwischen etwa zwölf und 35 Minuten Spieldauer in der Regie von Thierry Bruehl bilden einen in sich geschlossenen Opernabend. „Musiktheater in konzentrierter Dosis.“

So klingt das Finale des Monumentalmärchens von Friedrich de la Motte Fouqué: „Mache mich nicht in meiner Todesstunde durch Schrecken toll. Wenn du ein entsetzliches Antlitz hinter dem Schleier trägst, so lüfte ihn nicht, und richte mich, ohne daß ich dich schaue. – Ach, entgegnete die Wandrerin, willst du mich denn nicht noch ein einziges Mal sehn? Ich bin schön, wie als du auf der Seespitze um mich warbst. – O, wenn das wäre! seufzte Huldbrand; und wenn ich sterben dürfte an einem Kusse von dir. – Recht gern, mein Liebling, sagte sie. Und ihre Schleier schlug sie zurück, und himmlisch schön lächelte ihr holdes Antlitz daraus hervor. Bebend vor Liebe und Todesnähe neigte sich der Ritter ihr entgegen, sie küßte ihn mit einem himmlischen Kusse, aber sie ließ ihn nicht mehr los, sie drückte ihn inniger an sich und weinte, als wolle sie ihre Seele fortweinen. Die Tränen drangen in des Ritter Augen und wogten im lieblichen Wehe durch seine Brust, bis ihm endlich der Atem entging und er aus den schönen Armen als ein Leichnam sanft auf die Kissen des Ruhebettes zurücksank.  Ich habe ihn tot geweint! sagte sie zu einigen Dienern, die ihr im Vorzimmer begegneten, und schritt durch die Mitte der Erschreckten langsam nach dem Brunnen hinaus.“

Kurztrailer geben erste Einblicke in die Produktionen
Iris Ter Schiphorst Undine geht - vimeo.com
Fabio Nieder Slowakisches Undinen-Märchen - vimeo.com
Wolfgang Mitterer der kuss - vimeo.com
Zeynep Gedizlioglu Undine – Die Abwesende - vimeo.com
Hilfe! Undine geht - Taschenopernfestival - Premiere 28. September 19 Uhr SZENE Salzburg, weitere Aufführungen am 30. September, sowie am 1. und 2. Oktober um 19 Uhr - www.klang21.com  - www.szene-salzburg.net
Bilder: Klang21

 

 

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