Die Weihnachtsgeschichte in den Sternen
SALZBURGER ADVENTSINGEN
03/10/19 Als 2014 die Adventsingen-Produktion Der Sterngucker im Großen Festspielhaus ihre Uraufführung erlebte, schrieb DrehPunktKultur von der „geglücktesten seit vielen Jahren“. Heuer wird dieses szenische Oratorium wiederaufgenommen.
Von Reinhard Kriechbaum
Das Wort Oratorium passt für den Sterngucker besser als für manch andere Aufführung im Rahmen des Salzburger Adventsingens. Es ist ja immer eine Grätsche zu machen zwischen vermeintlichen Publikumserwartungen – ein Bild von Volksmusik, ja von „Folklore“, das eher idealisierenden Vorstellungen entspringt – und der nötigen Professsionalität, nach der eine Produktion in diesem exponierten Rahmen vor über zweitausend Besuchern zwingend verlangt.
Das Einnehmende am Sterngucker war vor fünf Jahren eben, dass der Komponist Klemens Vereno sehr überzeugende Verschränkungen zwischen Volksliedern des Drei- und Viergesangs und der anderen Gruppen gelungen sind. Und das, ohne eine zeitgemäße Tonsprache zu verleugnen: „Viele der Volkslieder sind sehr spezifisch gefasst, sei es im Instrumentalsatz oder eben im Miteinander der Gruppen, die dann auch mutig und kompetent aus ihrem je eigenen Idiom herausfinden in ein neues Ganzes in eigener, eben in Klemens Verenos Handschrift“, schrieben wir nach der Uraufführung.
Heuer wacht eine neue Regisseurin über das Bühnengeschehen: Daniela Meschtscherjakov, in Frankfurt aufgewachsen, kennt man unter ihrem Mädchennamen Gnoycke aus dem Schauspielhaus Salzburg. Hier hat sie ihre Schauspielausbildung erhalten und gehörte sie bis 2008 zum Ensemble. Nach wie vor ist sie im Schauspielhaus Salzburg als Theaterpädagogin tätig und Leiterin des dortigen Jugendclubs. Seit 2009 ist Daniela Meschtscherjakov als freie Schauspielerin und Regisseurin im Raum Salzburg tätig. Im schauspielhaus hat sie die Jugendproduktionen Das Hausgeisterhaus und Krabatinszeniert, im Kleinen Theater Gretchen 89FF von Lutz Hübner. Auf der Festung Hohensalzburg war sie Regisseurin des Jedermann.
Daniela Meschtscherjakov ist auch erfahren im Umgang mit Laientheatern: Den Sommernachtstraum realisierte sie mit der Theatergruppe St. Veit im Pongau. „Berglicht” (ein eigenes Stück) und Der Goggolori von Michael Ende mit der Theatergruppe am Dürrnberg, die Komödie Othello darf nicht platzen mit dem Theater Thalgau, Katharina Knie von Carl Zuckmayer mit dem Theater Henndorf.
Im Adventsingen heuer geht es also um einen alten Sterngucker, einen einsamen, alter Eigenbrötler. Er verdingt sich zeitlebens als lediger Knecht am Bergbauernhof seines Bruders. Sein ganzer Stolz ist ein bescheidenes, selbst eingerichtetes „Observatorium“ in einer kleinen Hütte, von dem er so oft wie möglich in die Unendlichkeit des Sternenhimmels eintaucht. Das kleine Enkelkind des bereits verstorbenen Bruders gewinnt zusehends sein Vertrauen und wird von ihm in zahlreiche Geheimnisse der Sternenwelt eingeweiht. Beide lauschen in die Stille des Universums, um mit Gott, dem Schöpfer allen Seins, vertraut zu werden. Dabei betrachten die beiden auf wundersame Weise das adventliche Geschehen um Maria und Josef, das Erscheinen des Engels. In einem aufregenden Traum findet sich der „kleine“ Sterngucker plötzlich mitten unter den Hirtenkindern...
„Die Faszination des Sternenhimmels hat mich bewogen, das adventliche Geschehen um Maria und Josef in die erlebnisreiche Geschichte eines Sternguckers und seines kleinen Schützlings einzubetten“, sagt Hans Köhl, der die gesamtleitung des Adventsingens inne hat und den Text geschrieben hat. Das Team ist lange bewährt: Herbert Böck als musikalischer leiter, Dietmar Solt als Bühnenbildner und Hellmut Hölzl als Kostümbildner. Maria und Josef: Simone Vierlinger (Sopran) und Bernhard Teufl (Tenor) sind mit diesen Rollen geradezu verwachsen.