Aufregend kontemplativ
HINTERGRUND / LANDESTHEATER / DIE LANGE NACHT DES JAY SCHWARTZ
10/06/10 Das Publikum für Zeitgenössische Musik wird nicht zuerst an das Landestheater als Veranstalter denken, wenn es gilt einen „neuen“ Komponisten zu präsentieren. Aber genau das will Opernchef Bernd Feuchtner mit der „Langen Nacht des Jay Schwartz“ am Samstag (12.6.) in der Kollegienkirche.
Von Heidemarie Klabacher
"Die Musik des Amerikaners Jay Schwartz hat auf Festivals und bei Rundfunkkonzerten Aufsehen erregt, weil sie eine ganz eigene Sprache spricht. Sie ist statisch und drängt nirgendwo hin, sie wirkt organisch bewegt, sie pulst wie die Wellen des Meeres und changiert dabei in allen Farben. Es ist auch eine Musik der Entschleunigung, des Spirituellen.“ Es dauere ein bisschen, „bis unsere Ohren sich darauf eingestellt haben“, darum schicke er Jay Schwartz andere Komponisten als akustische Wegbereiter voraus, erzählte Opernchef Bernd Feuchtner im Gespräch mit DrehPunktKultur.
Der Komponist Matthias Pintscher habe ihn, so Bernd Feuchtner, auf den 1965 in Kalifornien geborenen Jay Schwartz aufmerksam gemacht, Er habe in Frankfurt Schwartz’ „Music for Orchestra I“ gehört: das Vorgängerstück zur „Music for Orchestra II“, die am Samstag in der Kollegienkirche uraufgeführt wird. Bei den Opernfestspielen München habe er Bekanntschaft gemacht mit der Oper „Narcissus und Echo“ von Jay Schwartz: „In einer Inszenierung, deren hektischer Aktionismus dem kontemplativen Charakter der Musik diametral entgegenstand.“ Seine Reaktion: „Dieses Stück muss ich retten.“ Die Rettungsaktion war dann gar nicht so leicht (DrehPunktKultur berichtete über die Finanzierungs- und Gesprächsklima-Krise am Landestheater). „Narcissus und Echo“ wird nun als Produktion des Landestheaters am 12. März 2011 im Rahmen der „Salzburg Biennale“ präsentiert.
Zuvor aber „Die lange Nacht des Jay Schwartz“ am Samstag (12.6.) in der Kollegienkirche. Um 18.30 Uhr führt Bernd Feuchtner in sein Programm ein. Im ersten Teil um 19 Uhr erklingen Orchesterwerke: György Ligetis „Lontano“ und Jean Sibelius „Okeaniden“. Diese klangsinnlichen Meisterwerke werden auf Jay Schwartz hinführen und einstimmen, erklärt Bernd Feuchtner seine Dramaturgie. Es spielt das Mozarteumorchester unter der Leitung von Leo Hussain.
In der Pause ab 20 heißt es „Meet the Composer“: Im Lokal „Spoon“ in der Philharmonikergasse 9 steht Jay Schwartz für Gespräche zur Verfügung.
Danach geht es um 21.30 Uhr mit dem Stadler Quartett in der Kollegienkirche weiter: Auf den „Quartettsatz“ von Franz Schubert folgen mit György Kurtágs „Aus der Ferne“ und „The Unanswered Question“ sowie Giacinto Scelsis viertem Streichquartett wahre „Klassiker“ der zeitgenössischen Musik. Sascha Oskar Weis, Ensemblemitglied des Landestheaters, hält danach einen "Vortrag": einen besonderen - nämlich John Cages „Lecture on Nothing“ in der Übersetzung von Ernst Jandl.
So eingestimmt folgt wiederum ein Schlüsselwerk von Jay Schwartz, seine „Music for Five Stringed instruments II“ aus 2009. Hier tritt Wolfgang Spitzer, Kontrabass, zum Stadler Quartett.