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Lebendiger Sängerstreit in statuarischer Szenerie

KLAGENFURT / TANNHÄUSER

14/10/19 Richard Wagners Tannhäuser eröffnete die aktuelle Spielzeit am Stadttheater. Die Oper, in Klagenfurt vor dreißig Jahren zuletzt auf dem Spielplan, stellt nicht nur an kleinere Häuser hohe Ansprüche. Die vom Publikum bejubelte und der Kritik gelobte Klagenfurter Produktion überzeugte musikalisch und sängerisch.

Von Helmut Christian Mayer

Das lag einmal am Kärntner Sinfonieorchester unter Nicholas Carter, der zum kommenden Jahreswechsel übrigens mit Johann Strauß' Fledermaus in der Wiener Staatsoper debütieren wird: Der junge Chefdirigent aus Australien lässt das Werk Wagners mit detailreichen, flimmernden, sinnlich erregten, aber auch weihevollen Klängen und ausgewogener Balance musizieren.

Das lag aber auch am sehr gut besetzten Sängerensemble: Marco Jentzsch, der bereits an größeren deutschen Häusern als Erik, Froh, Lohengrin und Parsifal reüssierte, punktet in der schweren Partie des Titelhelden mit Höhensicherheit, großer Ausdauer und differenziertem Ausdruck. Vor allem seine Romerzählung geht tief unter die Haut. Sebastian Wartig ist ein edler Wolfram mit wunderbarem Timbre, besonders seine herrliche Arie O du mein holder Abendstern gelingt ihm vortrefflich. Luciano Batinic hörte man als Landgraf mit weichem und noblem Timbre. Joo-Anne Bitter singt eine fassettenreiche Elisabeth mit innigem aber auch jubelndem Ausdruck. Exzessiv klingt die Venus der Irene Roberts, der es auch gelang, eine gewisse Erotik zu versprühen. Auch die vielen kleineren Partien sind gut bis sehr gut besetzt. Mit großer Ausgewogenheit, feinsten Piani aber auch enormer Stimmgewalt singt der Chor des Hauses, dessen Einstudierung Günter Wallner in seiner gewohnt professionellen Art besorgte.

Allerdings konnte mit der hohen musikalischen Qualität die Inszenierung von David Bobée (er ist auch sein eigener Bühnenbildner) nicht ganz mithalten. Mit einer hohen Marienstatue in Büßerstellung und einem Kreuz im letzten Akt, das sich zum Finale bis zum Boden senkt und auch als Spielfläche dient, kann er zwar so manche eindrucksvolle Bilder erzeugen. Dazu tragen auch einige diffuse Stimmungen, erzeugt durch Licht, Rauch und Effekten der im ersten und dritten Akt mit knöcheltiefem Wasser durchfluteten Bühne – der Grund dafür erschließt sich nicht – bei. Allerdings herrschen dabei, und auch bei den farblosen Kostümen von Axel Aust, nur trostlose Grautöne vor. Lediglich bei der Venus-Szene zu Beginn und bei den entbehrlichen Video-Projektionen zur Ouvertüre mischen sich bunte Farben, vornehmlich Rot hinein. Von einem geheimnisvollen Zauberreich ist ebenso wenig zu sehen wie von einem sonnendurchfluteten, irdischen Frühlingstag. Und bei der eigentlichen Personenführung ist überwiegend statuarisches Handeln angesagt. Dennoch stehende Ovationen!

Die bejubelte Aufführungsserie Tannhäuser hat morgen Dienstag (15.10.) um 18.30 am Stadttheater Klagenfurt ihr Derniere - www.stadttheater-klagenfurt.at
Bilder: Stadtheater Klagenfurt / Karlheinz Fessl

 

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