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Open Air im halboffenen Schlosshof

REST DER WELT / SCHLOSS TABOR / CARMEN

08/08/17 Seit 2002 gibt es Opernaufführungen in Südburgenland in idyllischem Rahmen und bei einmaliger Kulisse. Im 15. Jahr wird beim Festival jOpera „Carmen“ gespielt. Natürlich nicht entfernt ein Konkurrenzgedanke zu Bregenz, genau am anderen Ende von Österreich...

Von Wolfgang Stern

Schloss Tabor stand einmal knapp vor dem Verfall. Doch seit Intendant Dietmar Kerschbaum, der ab kommendem September die künstlerische Leitung des Brucknerhauses in Linz übernimmt, hier Oper spielen lässt, hat sich alles zum Positiven gewendet. Immer wieder wurde etwas erneuert, verbessert und dazu gebaut. Nun kann man von einem südburgenländischen Kulturzentrum sprechen, das auch ganzjährig verwendet wird. Stolz ist Kerschbaum, dass „alle zusammengeholfen haben“. Das kleinste unter den burgenländischen Open Air Festivals (im Norden spielt man im Steinbruch von St. Margarethen und auf der Seebühne in Mörbisch, wir berichteten) hat so seine eigenen Reize und zieht immer mehr Interessenten an. So nebenbei ist für herrliche lokale Schmankerl gesorgt – und der Uhudler darf natürlich nicht fehlen.

Kerschbaum inszenierte diesmal selbst und war daher nicht als Sänger dabei. Spektakel wie in Bregenz bleiben bei „Carmen“ aus, es werden kaum Requisiten eingesetzt. Leider hat man die schönen Arkaden des Schlosses mit einer glatten Wand, in der es Laden und Türen zum Öffnen und Schließen gibt, verdeckt. Auch hier folgt man den zur Zeit stark forcierten, in diesem Fall unnotwendigen Projektionsmöglichkeiten, wobei das letzte Bild mit einer Arena noch am besten zur Geltung kam. Carmen vor dem unverfälschten Gemäuer des Schlosses hätte die gesamten Aufführung zum typisch südburgenländischen Event gekürt. Michaela kommt mit dem Fahrrad, Escamillo lässt sich mit einem alten Motorrad-Beiwagen auf die Bühne bringen. Das sind auch schon die Gags der Aufführung.

Mit der Rumänin Christina Damian ist eine stimmlich und schauspielerisch überzeugende Carmen am Werk, die sogar selbst die Kastagnetten bedienen kann. Der gebürtige Salzburger Peter Sonn ist ein Glücksfall für die Rolle des Don José. Man singt auf Tabor ohne Mikros, seine Stimme klingt erfrischend und sicher in den hohen Lagen. Derrick Ballard als langhaariger Escamillo überzeugt ebenso wie Renate Pitscheider (ein Stammgast auf Tabor) in der Rolle der Michaela. Gute Besetzungen rundum. Stolz ist man hier im Südburgenland auf den eigenen Kinderchor, bestens disponiert wirkt der Philharmonia Chor Wien mit. Für eine musikalische Überraschung sorgt diesmal die in letzten Jahren nicht immer so glücklich agierende Junge Philharmonie Brandenburg – diesmal lässt sich die junge, dynamische Truppe gerne führen und wirkt gut vorbereitet. Für manchmal etwas extreme aber nicht uninteressante Tempi sorgte der neue Aufsteiger unter den Jungdirigenten Yoel Gamzou, ab 2017/2018 Musikdirektor am Theater Bremen und Echo-Klassik-Preisträger.

Aufführungen bis zum 13. August. Im nächsten Sommer (2. bis 12. August 2018) wird Rossinis „Der Barbier von Sevilla“ gegeben – www.jopera.at
Bilder: jOpera / Soswinski

 

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