Feministisch, konzeptuell – und bestens vernetzt

REST DER WELT / LINZ / LENTOS

20/03/17 Um große Fragen hat sich Hemma Schmutz seinerzeit als Leiterin des Salzburger Kunstvereins nicht herumgedrückt, die Künstler, vor allem die -innen unter ihnen, sah sie immer in Pflicht genommen, was den gesellschaftlichen Diskurs anlangt. Nun also wird Hemma Schmutz Leiterin des „Lentos“.

Von Reinhard Kriechbaum

Dort, in dem vor vierzehn Jahren eröffneten „Lentos“, darf Hemma Schmutz nicht nur mit wesentlich mehr Publikum rechnen als im Salzburger Kunstverein, dem sie von 2005 bis 2013 vorgestanden ist. Erreichte sie hierorts mit ihren Ausstellungen rund 10.000 Menschen jährlich, sind es im Lentos fünf Mal so viele – aber diese 50.000 sind den Linzer Entscheidungsträgern zu wenig und der kontinuierliche Besucherrückgang im „Lentos“ war ein Kritikpunkt an Stella Rolling. Die bisherige Lentos-Chefin hat erst vor wenigen Wochen die Leitung des Wiener Belvedere übernommen (von Agnes Husslein). Es hat den Anschein, dass ihr in Linz niemand ernsthaft nachweint. Die Oberösterreichischen Nachrichten feierten am Samstag Hemma Schmutz gar als „Retterin des Lentos“, womit ihr die Latte schon sehr hoch gelegt wird.

Hemma Schmutz war schon Anfang der 1990er Jahre kurz in Salzburg tätig (als stellvertretende Geschäftsführerin der Galerie 5020), ging dann nach Wien, wo sie bei der Generali Foundation als Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig war. Dann folgten also ab 2005 acht Jahre als Leiterin des Salzburger Kunstvereins. Zuletzt war die jetzt Fünfzigjährige Kuratorin des Kunstraums Lakeside in ihrer Geburtsstadt Klagenfurt. Gegen sieben weitere Bewerberinnen und Bewerber hat sich Hemma Schmutz in Linz durchgesetzt. Sie erhält einen Fünfjahresvertrag.

Was hat Linz zu erwarten von der designierten Lentos-Leiterin? Von ihrer Tätigkeit als Salzburg ist ihr Faible für Konzeptkunst erinnerlich – ein Großteil der Kunstvereins-Ausstellungen waren dieser Richtung zuzurechnen. Stark hervorgekehrt war auch die feministische Perspektive, wobei die international einschlägig vernetzte Ausstellungsmacherin oft ihre Fühler nach Künstlerinnen aus Zentral- und Osteuropa ausstreckte. Der Ansatz von Hemma Schmutzs Ausstellungen war oft gesellschaftspolitischer Natur. In der Natur der Sache steckte, dass die praktischen Möglichkeiten im Kunstverein oft nur rudimentäre Antworten auf die anspruchsvoll und ehrgeizig formulierten Fragen zuließen. Da findet Hemma Schmutz in Linz und im Lentos gewiss um ein Vielfaches bessere Möglichkeiten vor.

Das 2003 eröffnete Lentos zählt zu den bedeutendsten Museen moderner und zeitgenössischer Kunst in Österreich. Aufbauend auf der Sammlung des Berliner Kunsthändlers Wolfgang Gurlitt (1888–1965) wurde der Bestand seit 1953 reichhaltig erweitert. Das Lentos hat etwa 1.700 Gemälde und Skulpturen sowie rund 13.500 Grafiken und 1.300 Beispiele künstlerischer Fotografie.

www.lentos.at
Bild: Julia Heine