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Gespür für leidenschaftliche Kammermusiker

REST DER WELT / TRAUNSTEINER SOMMERKONZERTE

25/08/10 Er wünsche sich „ein Publikum, das nicht nur seine Gewohnheiten wiederhören will“. So äußerte sich Michael Gielen in einem Interview anlässlich der Verleihung des Ernst-von- Siemens-Musikpreises 2010. Könnte gut sein, dass Gielen bei den Traunsteiner Sommerkonzerten ein solches Publikum vorfände.

Seit dreißig Jahren macht Dorothee Ehrensberger dort eine spätsommerliche Kammermusikreihe, die schon großen Ehrgeiz spiegelte, lange bevor es Mode wurde, dass jedes Mini-Festival auf sein eigenes Profil und seine Unverwechselbarkeit pochte. Diese Unverwechselbarkeit zu erreichen ist heutzutage natürlich deutlich schwieriger als vor drei Jahrzehnten - nicht zuletzt, weil die Musiker selbst das geographische Umfeld "abgrasen". Das Auryn-Quartett zum Beispiel, mehr als anderthalb Jahrzehnte (1992 bis 2009) so etwas wie ein "Hausensemble" in Traunstein, hat ab heuer seine Zelte stabil bei den meist fast zeitgleich stattfindenden Musiktagen Mondsee aufgeschlagen.

Ständiger Gast seit Jahren ist der türkische Pianist Fazil Say, der es unterdessen längst aber auch zu Salzburger Festspiel-Ehren gebracht hat. Wenn es darum ging, junge, engagierte Kammermusiker aufzuspüren, hat Dorothee Ehrensberger immer ein gutes Gespür bewiesen. Die Dame im Bild oben neben Dorothee Ehrensberger ist übrigens Christine Schäfer, die auch schon mehrmals Liederabende hier gegeben hat.

Seit die Kirche des ehemaligen Kapuzinerklosters von der lokalen ARTS Kulturfördervereinigung übernommen und zu einer Art "Kunsthalle" umgestaltet worden ist, haben auch die Traunsteiner Sommerkonzerte einen reizvollen Rahmen. "30 Jahre Traunsteiner Sommerkonzerte" heißt übrigens nicht, dass es tatsächlich dreißig Festivals waren. 1989 bis 1991 hat man pausiert.

Mit einem eher konventionellen Programm, aber mit einer unkonventionellen Spiel- und Sichtweise auf klassische Musik eröffnet das Quatuor Ebène am Mittwoch, 1. September, die Kammermusikwoche: Streichquartette von Haydn, Beethoven und Schubert („Der Tod und das Mädchen“). „Plötzlich wirkte die 200 Jahre alte Musik wie frisch komponiert“ hieß es kürzlich in einer Rezension.

Fazil Say spielt am 2. September Schuberts G-dur Sonate D 894, die Abegg-Variationen von Schumann und Beethovens letzte Klaviersonate op. 111. Antje Weithaas (Violine) und Silke Avenhaus (Klavier) haben am 3. September auch eine Uraufführung programmiert, eine dem Duo gewidmete Komposition von dem Münchener Komponisten Bernd Redmann. Weitere Programmpunkte: Ein Liederabend mit der Sopranistin Angela Kerrison und Axel Bauni (Klavier), ein Klaviertrio-Abend mit Ingolf Turban, Adrian Oetiker und Wen-Sinn Yang und ein bunt gemischter Kammermusikabend mit unterschiedlichsten Besetzungen.

Das Atrium Quartett hat am letzten Tag (7.9.) - wie viele Kollegen bei den diesjährigen Traunsteiner Sommerkonzerten - nicht nur Noten von Schumann im Gepäck, sondern spielt auch Werke russischer Komponisten (Anton Arenski, Schostakowitsch) und das Quartett "A Bach" von dem katalanischen Zeitgenossen Jordi Cervelló. (dpk-krie)

Die Traunsteiner Sommerkonzerte finden von 1. bis 7. September in der Klosterkirche statt. - www.traunsteiner-sommerkonzerte.de
Bilder: www.traunsteiner-sommerkonzerte.de

 

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