Keine Augen, Ohren, Münder – aber Charakter

HINTERGRUND / PREIS DER LITERATURHÄUSER

Der österreichische Humorist und Comic-Künstler Nicolas Mahler wird vom internationalen Netzwerk literaturhaus.net (Deutschland, Österreich und Schweiz) mit dem diesjährigen Preis der Literaturhäuser ausgezeichnet.

Das gaben die Programmleiterinnen und Programmleiter der Literaturhäuser Basel, Berlin, Graz, Hamburg, Köln, Leipzig, München, Rostock, Salzburg, Stuttgart und Zürich bekannt. Nicolas Mahler (geboren 1969 in Wien) zählt zu den wenigen Comiczeichnern im deutschsprachigen Raum, die sich auch international etablieren konnten. In 25 Jahren hat Nicolas Mahler mehr als fünfzig Publikationen, fünf Trickfilme, zahlreiche Siebdruckeditionen und Hörspiele herausgebracht, in ganz Europa, in den USA und Kanada. Seine Zeichnungen erscheinen u.a. in der "Zeit", der "Neuen Zürcher Zeitung" und der "Frankfurter Allgemeinen" sowie in der Satirezeitschrift "Titanic“. Neben seinen eigenen, zum Teil autobiografischen Werken, welche auch die Rezeption von Literatur und Graphic Novels thematisieren, hat er zuletzt durch seine bei Suhrkamp erschienenen Literaturadaptionen, z.B. von Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“ und Thomas Bernhards „Alte Meister“ (bei Suhrkamp) für viel Aufsehen gesorgt. Diese stellen mit ihren höchst eigenständigen Interpretationen der sie anregenden Bücher, den reduzierten Zeichnungen und ihrem eigensinnigen Humor große Comic-Kunst dar. Die Illustration links stammt aus „Alte Meister“

„Die Figuren von Nicolas Mahler haben keine Augen, keine Ohren, keine Münder - aber sie haben zweifellos Charakter. Stets gelingt es Mahler, mit minimalistischen Zeichnungen und marginalem Humor seine wenigen Striche auf den Punkt zu bringen. Dabei pendelt er virtuos zwischen banal, absurd und kafkaesk“, so hieß es in der Begründung für den Max und Moritz-Preis 2006. Veranstaltungen mit ihm sind von großem skurrilen Witz geprägt und ein intellektuelles Vergnügen.

Die mit 11.000 Euro dotierte Auszeichnung ist mit einer Lesereise durch die Literaturhaus-Städte verbunden. Frühere Träger des Preises der Literaturhäuser waren Ulrike Draesner (2002), Bodo Hell (2003), Peter Kurzeck (2004), Michael Lentz (2005), Uwe Kolbe (2006), Sibylle Lewitscharoff (2007), Anselm Glück (2008), Ilija Trojanow (2009) , Thomas Kapielski (2010), Elke Erb (2011), Feridun Zaimoglu (2012), Hanns Zischler (2013) und Judith Schalansky (2014). (Literaturhaus Salzburg)

Der Preis wird am 13. März 2015 bei der Leipziger Buchmesse verliehen, Tomas Friedmann, der Leiter des Literaturhauses Salzburg, moderiert die Veranstaltung. In Salzburg ist Nicolas Mahler am 22. April zu Gast – www.literaturhaus-salzburg.at
Bilder: Suhrkamp Verlag