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Rocker Orlando rastet aus

FRANKFURT / ORLANDO FURIOSO

24.02.2010 Antonio Vivaldis "Orlando furioso" ist vor allem eines: pure Unterhaltung. Das hat David Bösch richtig erkannt. Er inszeniert das Drama für Musik als Soap, in der zumindest bis zur Pause keine Langeweile aufkommt.

Von Oliver Schneider

Der rasende Orlando liebt Angelica, doch die hat sich in Medoro verliebt und will mit Hilfe der Zauberin Alcina Orlando loswerden. Diese wiederum ist auf der Suche nach ewiger Jugend - und nach Männern. Nun hat sie ein Auge auf Ruggiero geworfen, den Bräutigam der Bradamante, und will ihn mit Zauberkraft bannen. Doch Bradamante ist stärker und bekommt letztlich ihren Geliebten. Orlando hingegen verfällt dem Wahnsinn, bricht aber in seinem Wahn die Zauberkraft Alcinas. Ein typisches Barockopernsujet nach Ariosts Epos, dem sich auch Händel fünf Jahre nach der Uraufführung von Vivaldis zweiter Orlando-Oper zuwandte.

Alcinas Zauberinsel ist eine Luxus-Privatinsel mit Felsenbar, wo die nikotinsüchtige Zauberin mal als verführerische Blondine im goldenen Abendkleid, mal im roten Partykleidchen und mit Zobelmantel, mal als brünettes Unschuldslamm mit Zöpfen den Männern den Kopf verdreht. Ihr Widersacher ist der ebenso überdrehte Rocker Orlando, dessen Bruder Astolfo bei Alcina den Butler spielt und jede Demütigung in Kauf nimmt, nur um in der Nähe der nach ewiger Jugend strebenden Frau zu sein. Einen Butler hat der Haushalt auch dringend nötig, sind doch dauernd die Scherben zerbrochener Flaschen und Gläser zusammenzukehren, die die Protagonisten beim Aufwallen ihrer Gefühle zertrümmern.

Bösch gehört zu den Regisseuren, die glauben, dass eine Barockoper mit ihren starren Abläufen zusätzlicher Daueraktion bedarf. So witzig vieles ist, manchmal wird wirkt zu aufgesetzt. Am stärksten überzeugt diese Inszenierung in den Momenten, in denen Bösch zum Schmunzeln anregt.

Mit Andrea Marcon steht ein Barock-Spezialist am Pult des mit alten Instrumenten verstärkten Opern- und Museumsorchesters. Er hat auch die Instrumentierung auf der Basis des fast kompletten Autographs eingerichtet. Immer wieder rasen und toben Orlando und Co., wozu Marcon die musikalische Spannung aus dem Graben liefert. Plastisch lässt er auch immer wieder in den beseelteren Arien die Soloinstrumente hervortreten, nicht nur die Traversflöte in Ruggieros berühmtem "Sol da te", denn immer wieder hat Vivaldi vor dem Schluss der hoch virtuosen Arien Instrumentalkadenzen eingebaut.

Anders als Händel, bei dem die Anforderungen je nach Bedeutung einer Partie unterschiedlich sind, müssen die Sänger bei Vivaldi allesamt Höchstleistungen erbringen. Vom Frankfurter Ensemble lässt sich nur das Beste berichten. In der Partie des Orlando feierte einst Marylin Horne Erfolge, in Frankfurt tritt Sonia Prina in ihre Fußstapfen und vollbringt wahre Koloraturfeuerwerke, wobei sie auch mühelos gleichzeitig mit Dolch und Laserschwert ihre Widersacher in Schach halten kann. Auf höchstem Niveau bewegen sich auch William Towers als Ruggiero mit seinem elegant-geschmeidigen Countertenor und Daniela Pini als agile und höhensichere Alcina. Auch die übrigen Partien sind sorgfältig mit Mitgliedern des Frankfurter Ensembles besetzt, die mühelos das Niveau zu halten wissen.

Weitere Vorstellungen: 26. Februar, 6., 12., 14., 20. und 31. März. - www.oper-frankfurt.de

 

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