Ein weißer Fleck weniger auf der Kloster-Landkarte

HINTERGRUND / KLÖSTERREICH

22/04/21 Man glaubt's ja nicht, wenn man im Johannes-Schlössl der Pallottiner auf dem Mönchsberg ins Grüne schaut, dass man eigentlich mitten in der Salzburger Altstadt ist. In zehn Minuten ist man unten, per Lift vom Museum oder über Weg und Stiegen in die Riedenburg, also zum Neutor.

Von Reinhard Kriechbaum

Das Johannes-Schlößl der Pallottiner ist nun in den Verein Klösterreich aufgenommen worden. Damit zählt der Zusammenschluss der Stifte und Orden, die für Besucherinnen und Besucher offen sind, nun 28 Mitglieder. „Mit dem Standort Salzburg schließt sich geografisch eine Lücke“, so Klösterreich-Geschäftsführer Manuel Lampe. Klösterreich ist ja eher eine ost-lastige Vermarktungsschiene, Salzburg bisher ein weißer Fleck. Ein Gutteil der jetzt 28 Ordens-Niederlassungen liegt in Ober- und Niederösterreich, der Süden und Westen sind weniger präsent. Stift Stams in Tirol ist dabei, Kloster Wernberg und Stift St. Paul im Lavantal in Kärnten, in der Steiermark gehören die Stifete St. Lambrecht, Rein und Admont dazu. Auch ein paar ausländische Stifte sind Klösterreich-Mitglieder: die Schweizer Benediktiner von Disentis, die Erzabtei Pannonhalma in Ungarn, Stift Raigern und Kloster Zeliv in Tschechien sowie die Abtei Waldsassen in Deutschland.

So wie man oben weit weg ist vom Alltagstrubel, wird diese Klosterniederlassung von unten eigentlich auch wenig wahrgenommen. Das Johannesschlössl wurde wohl im späten Mittelalter oder im 14. Jahrhundert erbaut. Um 1565 war Georg Tenn der erste bekannte Besitzer des damals Thennschlössl genannten Bauwerks. Dann kam es in den Besitz von Ludwig Alt, dem Vater der Salome Alt, der Mutter der 15 Kinder von Fürsterzbischof Wolf-Dietrich (1559–1617). Er erwarb das Schlösschen 1589 und baute es aus, richtete es neu ein und machte es mit der Anlage eines Lustgartens, einer Reitbahn sowie mit gediegener Einrichtung zu einem Sommersitz. Wolf-Dietrich ließ auch die namensgebende St.-Johannes-Kapelle erbauen.

Bald kam der Besitz ans Domkapitel, 1678 wurde das Johannes-Schlössl von der „Hohen Salzburger Landschaft“ erworben, die hier Soldaten und ihre Familien einquartierte und eine Schule für die Kinder der Soldaten einrichtete. Nach den Soldaten zogen hier Invalide ein und später kurzzeitig Strafgefangene. Im 19. Jahrhundert diente das Anwesen sogar kurzzeitig als Zündholzfabrik. Die heute prägende Außengestalt im Neo-Renaissancestil geht auf Oberst Basilius von Paschkoff zurück, der mehrere Bergwerke im Ural besaß. Um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert ging viel russische Prominenz ein und aus, doch der Besitzer verarmte und verbrachte seinen Lebensabend als Taxifahrer in Paris.

Die Pallottiner erwarben das Johannes-Schlössl 1926 für ihre Theologen, die in Salzburg studierten. Bis 1941 war es Priesterseminar der süddeutschen Pallottiner-Provinz. 1941 wurde das Schloss von der Salzburger NS-Gauleitung beschlagnahmt. Nach Bomben-Zerstörungen wurde das Gdebäude bis 1954 wiederaufgebaut.

Im Johannes-Schlößl der Pallottiner auf dem Mönchsberg in Salzburg finden Touristen der Festspielstadt, Geschäftsreisende und Tagungsteilnehmer eine Ruhe-Oase über den Dächern der Stadt. Sie können in Einzel- und Doppelzimmern mit eigenem Bad und WC, aber ohne Fernseher entspannen. „Wir versuchen, uns auf die Bedürfnisse der Menschen von heute einzustellen und haben mit Pater Rüdiger Kiefer einen sehr offenen Rektor, der für junge Leute beispielsweise auch Handy-Gottesdienste veranstaltet“, erläutert Ulrich Walder, Direktor des Gäste- und Bildungshauses. Das Workshop-Programm der Pallottiner beinhaltet unter anderem Tage für Geschiedene, Wiederverheiratet-Geschiedene oder Wochenenden für Menschen, die gleichgeschlechtlich orientiert sind. Klosterfasten wird ganzjährig und nach verschiedenen Methoden angeboten. Heuer neu hinzugekommen ist das Salzburger Paracelsus Heilfasten mit ärztlicher Begleitung, medizinischen Check-Ups und Wanderungen. Dafür muss man sich zehn Tage Zeit nehmen.

Das Johannes-Schlössl der Pallottiner in Salzburg – www.kloesterreich.at; johannes-schloessl.at ; www.pallottiner.org
Bilder: Klösterreich