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Salzburger Residenz: copy and paste

LANDESGESCHICHTE / SALZBURG-KÄRNTEN / GMÜND

13/09/16 Warum steht eigentlich südlich der Hohen Tauern ein architektonischer Klon der Salzburger Neuen Residenz? Und warum stehen eben dort, in Gmünd, im Stadtpark Löwen mit brezelförmigen Schwänzen?

Bei einem Spaziergang durch das Kärntner Gmünd mit seinem historischen Stadtkern fühlt man sich plötzlich frappierend an das Neugebäude der Salzburger Residenz erinnert. Der offensichtliche architektonische Doppelgänger ist das Stadtschloss. Heute beherbergt es eine Hauptschule, Turnsäle, Stadtsäle und eine Bücherei.

Der Architektur-Zwilling ist Zeugnis der Geschichte einer ehemals Salzburger Herrschaft, die in der Stadt an der namensgebenden Mündung der Malta in die Lieser über Jahrhunderte andauerte.

Es begann Mitte des 13. Jahrhunderts durch den Liesenhofener Gewaltfrieden, mit dem die Salzburger Erzbischöfe die bislang im Kärntner Liesertal tonangebenden Grafen von Görz von den Schalthebeln der Macht drängten. Unter weniger machtbewussten erzbischöflichen Nachfolgern geriet Gmünd kurzzeitig in die Hand der Habsburger, bis Kaiser Maximilian I. sich bei einem seiner Gläubiger, dem Salzburger Erzbischof Leonhard von Keutschach, derart verschuldete, dass Gmünd erneut unter Salzburger Kontrolle kam. Das liebe Geld also trieb die Stadt erneut den Salzburgern zu, wiewohl die Kärntner Landstände bald heftig meuterten gegen das Salzburger Regiment.

Der Kaiser versuchte den Salzburger Einfluss zu umgehen und machte den Salzburger Pfleger Pflügl, dem er die Stadt verpfändet hatte, zum kaiserlichen Hauptmann. Als nach dessen Tod die Grundherrschaft ausgerechnet an den protestantischen Freiherrn Siegmund Khevenhüller überging, hatten die Salzburger – nun in Person von Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau – ein durchschlagendes Argument, die Stadt zu beanspruchen.

Der rechte Glaube allein war's nicht: Immerhin war Gmünd auf der neben dem Brenner bedeutendsten Route der Ostalpen der letzte Ort vor der Alpenüberquerung und damit eine einträgliche Mautstation. Der Habsburger Erzherzog Ferdinand sah sich veranlasst, zur „fruchtbarlichen Propagierung und auferpauung unser wahren röm. Catholischen Religion Herrschaft und Hauptmannschaft Gmünd von den Erben des Sigmund Khevenhüller abzuledigen“ und die Herrschaft Hans Rudolf von Raitenau, dem jüngsten Bruder des Salzburger Erzbischofs, zu übertragen.

Der Raitenauer machte Nägel mit Köpfen und ließ ganz nach Vorbild der 1588 in Salzburg begonnenen Neuen Residenz seines Bruders zwischen 1607 und 1654 ein Stadtschloss auf dem Hauptplatz errichten und widmete sich der „vortpflanzung der catholischen religion“. Nach Gmünd wollte Erzbischof Wolf Dietrich übrigens fliehen, nachdem er sich im Salzstreit mit den Bayern politisch verspekuliert hatte. Doch im Lungau wurden er und sein Buder gefangen genommen und auf Burg Hohenwerfen inhaftiert.

Von der Familie der Raitenauer ging Gmünd bald durch Kauf an die Familie Lodron über und blieb das bis 1932, also fast drei Jahrhunderte lang. Paris Lodron, der unterdessen in Salzburg an die Macht gekommen war, zahlte fleißig mit.

Das Evangelisch-Sein war immer noch ein Thema: Graf Hieronymus Lodron förderte 1787 in der nahegelegenen Pfarre Dornbach mit „warmer Unterstützung“ den Bau eines protestantischen Bethauses samt Pastorenhaus. Paris Lodron war „not amused“, der Gurker Fürstbischof wurde für fünf Tage nach Gmünd beordert, um Hieronymus von seinen „akatholischen Neigungen“ und von seinen „häufigen Tempelbesuchen“ abzubringen.

Hieronymus' Sohn Konstantin hatte sich offenbar mit Salzburg und dem Katholizismus arrangiert. Er ließ als Zeugen Salzburger Macht und Pracht steinerne Barocklöwen mit Salzburger „Brezelschweif“ als Torwächter am Eingang des Schlossparks in Gmünd anbringen. Die Wappentiere Paris Lodrons wurden um 1670/1680 geschaffen, waren möglicherweise für den Mirabellgarten vorgesehen und stehen bis heute in Gmünd. (Landeskorrespondenz)

Bilder: LMZ / Johann Jaritz (1); Stadtarchiv Gmünd (1); Anton Fritz (1)

 

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