Symphonische Kammermusik

OSTERFESTSPIELE / KAMMERKONZERT

26/03/13 In Oper und Konzert unter Thielemann hat man sie dieser Tage vor allem mit raffiniertem Understatement erlebt. Wozu die Streicher der Sächsischen Staatskapelle Dresden in der Kammermusik „imstand“ sind, das demonstrierten sie heute Dienstag (26.3.) in einer mitreißenden Brahms-Henze-Matinee.

Von Heidemarie Klabacher

Das Arabella Quartett besteht aus Konzertmeistern und Stimmführern der Sächsischen Staatskapelle Dresden und einem Musiker der Dresdener Philharmonie - und wurde eigens für die Osterfestspiele gegründet. - Was man kaum glauben mochte, hatte man doch das Gefühl, einem Ensemble zu lauschen, das seit Jahren aufeinander eingespielt und eingehört ist. Pianist dieses Konzertes war Myung-Whun Chung, der Erste Gastdirigent der Staatskapelle, der bereits das erste der drei Osterfestspielkonzerte im Großen Festspielhaus geleitet hat. Zum Kammerkonzert im Großen Saal des Mozarteums steuerte er nicht nur den klanglich brillanten und technisch virtuosen Klavierpart zum Klaviertrio op. 8 und zum Klavierquintett op. 34 von Johannes Brahms bei, sondern auch mitreißende Impulse, einen packenden vorwärts-, aber nie sich vor-drängenden Impetus.

Ein Kammerkonzert, das in Erinnerung bleiben wird, soviel stand nach dem Verklingen des Schlussakkordes fest. Und zu Beginn reichten die wenigen traumverlorenen Töne von Hans Werner Henzes „Epitaph für Violoncello solo“, um Wetter und Welt draußen zu vergessen: Die kurze und zugleich so große Kantilene auf die Töne D-E-Es-Es-A – in Erinnerung an Paul Dessau – schienen eine direkte Linie ins Herz des Klaviertrios H-Dur von Johannes Brahms zu ziehen.

Große symphonische Geste, ausgehend von der wundersamen Kantilene von Cello und Klavier, machtvoll aussingend, weit ausschwingend, prägte das Allegro. Im Scherzo schienen die drei Musiker alles zusammenzutrommeln, was sonst unruhevoll in Schubert’schen Feld-, Wald- oder Felseinsamkeiten geistert, kreucht und fleucht. Im Mittelteil blühte der vom Cello im unheimlichen Pianissimo angeführte Tumult zu heiterer Größe auf – um schon im nächsten Augeblick die wilde Jagd wieder anzutreiben. Traumhaft schön der ruhige Dialog zwischen Klavier und den beiden Streichern im Adagio, ein beängstigendes fiebriges Delirium das Finale. Die Dresdner spielten die Fassung des H-Dur-Trios aus dem Jahr 1889, also die fast vollständig neu komponierte Überarbeitung des 1854 entstandenen Jugendwerks.

Der zweiten Teil der Matinee führte die "Serenade für Violine solo" von Hans Werner Henze hinein in Johannes Brahms’ Klavierquintett f-Moll op. 34, das mit beinahe übermächtiger Gebärde - dennoch  strahlend und transparent im Klang und beredt in der Phrasierung - aufrauschte.

Bild: OFS / Matthias Creutziger