Montag macht das Mozarteum wieder dicht

NACHGEFRAGT / ELISABETH GUTJAHR

19/03/21 „Ich möchte die Welle brechen“, sagt Elisabeth Gutjahr, die Rektorin der Universität Mozarteum. Dort ist ja ein Cluster aufgetaucht, mit – Stand Donnerstag 18. März – 32 Infizierten und glücklicherweise nur einer Erkrankung.

Von Reinhard Kriechbaum

Vorsichtshalber wird ab Montag wieder auf Distanzunterricht umgestellt, alle Häuser der Kunstuniversität in der Stadt werden geschlossen. Das betrifft nicht die Mozarteums-Zweigstelle in Innsbruck, dort gibt es keine Fälle.

Wer die Mozarteums-Häuser betrifft, muss Personalausweis und negativen Covid-Test vorweisen. Trotzdem also eine Häufung von Infektionen. Es traf die Gesangsklassen, die im „Alten Mozarteum“ (dem Gebäude der Stifung Mozateum in der Schwarzstraße) beheimatet sind. „Man kann natürlich niemandem Schuld zuweisen“, sagt die Rektorin. Aber es seien dort Bauerarbeiter um die Wege, und die trügen oft keinen Mundschutz. Es gibt aber noch noch einen zweiten Hotspot, das Studentenheim in der Frohnburg. „Während in den meisten Studentenheime tote Hose ist, sind unsere Studentinnen und Studenten da, bei uns ist ja Präsenzunterricht“, erklärt Elisabeth Gutjahr. Ab Montag ist also wieder zugesperrt. Indoor sind dann ausschließlich künstlerische Abschlussprüfungen möglich.

Wie geht es den Kunst-Studierenden und ihren Professorinnen und Professoren in solchen Zeiten? „Nach vier Wochen Distanzlehre haben wir im Vorjahr eine Umfrage gemacht. Da war eine der Fragen: Seid Ihr untereinander in Kontakt?“ Fast alle hätten geantwortet, erzählt Elisabeth Gutjahr, und fast alle hätten gerade diese Frage positiv beantwortet. „Manche Studierende haben wir auch extra aus der Isolation geholt – es sollte kein Asiate verschimmeln in seinem Zimmer, allein, ohne Familie.“

Manche brauchten schlicht und einfach Geld fürs Essen, weil die Nebenjobs weggebrochen waren, in anderen Fällen habe man für Übemöglichkeiten und -instrumente gesorgt. Elisabeth Gutjahr verweist in diesem Zusammenhang auf die kleinen Biotope an einer Kunstuniversität. Bei einer künstlerischen Ausbildung sind logischerweise die Kontakte zwischen Lehrenden und Studierenden enger als an anderen Universitäten. Für die Professorinnen und Professoren gelte: „Die meisten haben für die Distanzlehre deutlich mehr Energie investiert.“ Deswegen sei erfreulicherweise trotz der Einschränkungen „fast nichts verloren gegangen“.

Ist die Pandemiezeit eigentlich dazu angetan, junge Menschen abzuschrecken von einem Kunststudium? „Die Anmeldezahlen sind definitiv nicht eingebrochen“, weiß die Rektorin. In manchen Fächern – etwa in Regie – seien sie sogar gestiegen. Da manifestierten sich wohl der Wunsch und die Hoffnung, „dass Kunst und Kultur in der Gesellschaft bleibt“. Junge Menschen ließen sich nicht entmutigen, „Künstler haben Hoffnung und sind kreativ“, ist sich Elisabeth Gutjahr sicher, das helfe weiter. „Es ist jener Beitrag von Kunst und Kultur, der wirklich Kitt für die Gesellschaft ist.“

Solche Energie für die Sache der Bildung und Kultur ortet sie freilich bei den politischen Verantwortungsträgern nicht: „Es entsteht manchmal gar der Eindruck, als hätten wir es mit einer bildungs- und kulturfeindlichen Regierung zu tun.“ Dass man in der Politik an Kulturthemen dranbleibe, sich aktiv auseinandersetze mit der Thematik – das vermisst die Mozarteumsrektorin von dieser Seite schmerzlich. Sie verweist auf die ausgeklügelten Sicherheitskonzepte. „Der Bildung ist zuzutrauen, dass sie mit hohem Verantwortungsgefühl imstande ist, Angebote zu machen.“ Künstler hätten es immer schon verstanden, in Krisensituationen positive Beiträge zu leisten. „Das Potential von Künstlern ist hoch, denen fällt etwas ein – selbst im KZ haben sie komponiert und Konzerte veranstaltet.“

Bild: dpk-krie
Zum Gastkommentar von Elisabeth Gutjahr Ein Blick, der Demut lehren müsste