Spitz auf Knopf

NACHGEFRAGT / MAYER-STOCKINGER / CANCOLA

24/12/20 Knöpfe und Diamanten haben eins gemeinsam: Sie ergeben kleine Packerl. Veronika Mayer-Stockinger, in achter Generation Geschäftsführerin des Knopferlmayer, liefert mit dem Fahrrad. Die Goldschmiedin und Schmuck-Designerin Gunda Maria Cancola sagt: „Geburtstage und Jubiläen finden trotzdem statt.“ Und Weihnachten!

Von Heidemarie Klabacher

„Wir haben Sachen, die die Leute brauchen. Wir sind gut besucht“, sagt Veronika Mayer-Stockinger, die Geschäftsführerin des legendären Knopferlmayer am Rathausplatz auf Nachfrage des DrehPunktKultur. Allein dreitausend Knöpfe sind im Angebot, zarte Spitzen, bunte Borten, Kordeln und alle anderen kostbaren und nützlichen Kleinigkeiten, die unter dem Sammelbegriff „Nähzubehör“ laufen. Ist in diesen Corona-Tagen mehr oder weniger Zulauf? „Das kann man nicht so sagen. Wir haben sonst natürlich auch die Touristen. Aber wir haben seit jeher ein sehr treues Stammpublikum“, so Mayer-Stockinger.

Von wegen „seit jeher“ - den Knopferlmayer gibt es seit 1758, erinnert die Website des Traditions-Betriebes. Johann Mayer aus München, ein gelernter Knopfmacher und Posamentierer, hat einst das Bürgerrecht von Fürsterzbischof Graf Sigismund von Schrattenbach erhalten. „Anfangs war das Geschäft in einem Holzladen auf der Brücke untergebracht und übersiedelte 1804 an seinen jetzigen Standort im Rathaus.“

Zurück in die Gegenwart: „Die Leute sind jetzt mehr daheim. Viele haben entdeckt, dass Selbermachen etwas Positives ist.“ Wenn man in diesen schwierigen Tagen etwas Schönes selbst gemacht habe, habe  man damit eine „positive Erinnerung an diese schwierige Zeit“, sinniert die Geschäftsfrau, die den Knopferlmayer in achter Generation führt. Bestellte Waren werden geliefert, Knopf & Co auf Wunsch per Post geschickt. „Oder ich stelle im Stadtgebiet mit dem Fahrrad selber zu“, erzählt Veronika Mayer-Stockinger. Sie werfe das Packerl dann ins Postkastl, damit alles kontaktlos bleibt. Nur ist das nicht mit allen Waren möglich. „Ein Reißverschluss. Zehn Meter Gummi... Kein Problem. Aber wenn jemand anruft und sagt, Ich habe eine rote Weste und brauche dafür zehn Knöpfe, dann geht das einfach nicht.“ Mit Fotos oder Farbkarten per Mail ausgetauscht finde man nie den richtigen Farbton. Und wenn demnächst wieder Lockdown ist? „Dann haben wir halt wieder zu. Wir sind gewohnt, dass wir sehr flexibel sind. Da müssen wir jetzt durch.“

So sieht das auch die Goldschmiedin und Schmuckdesignerin Gunda Maria Cancola. Ihr Atelier für feine Maßarbeit liegt dem Knopferlmayer in beinah direkter Linie gegenüber am anderen Salzachufer in der Dreifaltigkeitsgasse. Sie zähle sich, so Gunda Maria Cancola, zu den „Corona-Gewinnern“: Schon lange habe sie nicht mehr soviel Zeit mit ihren Eltern verbringen können. „Ich bin gesund und halte mich gesund, um die Eltern gesund zu halten.“

Sie sei „sehr zuversichtlich“, dass es wieder besser wird, wisse aber durchaus nicht sicher, wie es für sie selber weitergehen wird. Sie sei „allein im Geschäft“, habe keine Angestellten, müsse also nicht schauen, „ob meine Mitarbeiterin die Familie ernähren kann“. Das allein sei schon eine Entlastung, sagt die Geschäftsfrau und Schmuckkünstlerin. Im übrigen sei sie „wie alle anderen“ abhängig von der Wirtschaft. Der Goldpreis habe auch schon 2008 verrückt gespielt, das sei jetzt nicht anders.

„Und meine Händler sind sehr gnädig.“ Wie das gemeint ist, erklärt Gancola auf Nachfrage: Ihre Einkäufe (und das heißt bei einer Goldschmiedin halt Edelmetall und Edelstein) seien „oft lange geplant und bestellt“. Anfang 2020, im Januar und im Februar, habe sie „für den Sommer und für die Anfertigungen für meine Festspielkundinnen und -kunden Steine besorgt“. Dann ist bekanntlich alles anders gekommen. Vereinbarte Ratenzahlungen habe sie zunächst „leider nicht einhalten“ können, „aber die Lieferanten waren großzügig mit der Zeitverschiebung“. Gnädig eben. „Meine Lieferantenbeziehungen ergeben sich aus einer jahrelangen und vertrauensvollen Zusammenarbeit“, sagt die Schmuckkünstlerin. „Mit dieser Sicherheit des Miteinanders kann ich gut arbeiten. Und in der Zwischenzeit ist alles bezahlt.“

In Summe habe sie die „Hälfte weniger Umsatz“. Der nächste Lockdown steht ins Haus, im Jänner werde sie Zeit zum Nachdenken haben. „Vielleicht finde ich ein günstigeres Geschäftslokal...“

„Ich bin kein schnelles Geschäft“, sagt Cancola salopp. „Ich bin so hochpreisig, da kommen die Menschen selten ganz spontan vorbei.“ Bestelltes, Änderungen oder Reparaturen werden auf Wunsch per Post geschickt. Und sehr oft seien es ohnehin „langwierige Projekte“, die die Kunden in das Geschäft mit Werkstatt führen: „Corona hin oder her. Wenn die Frau Geburtstag und der Mann versprochen hat, sie bekommt zum Sechziger was Schönes von der Gunda, dann kriegt sie das auch.“

Bilder: knopferlmayer.weebly.com/www.salzburgerland.com (1); Matthias Münz (1)