Ohne Furcht und Tadel

KULTURVEREINIGUNG / THE KNIGHTS / DAWN UPSHAW

28/05/15 The Knights, also „Ritter“, sind auch auch weibliche. Das in New York beheimatete Freelance-Orchester ist derzeit auf Einladung der Kulturvereinigung in Salzburg und musiziert gemeinsam mit der Mezzo-Sopranistin Dawn Upshaw.

Von Horst Reischenböck

Sie haben sich aus einer Kammermusikformation zu einer Gruppe mit wechselnden Besetzungen hin entwickelt und verfolgen damit unkonventionelle Programme quer durch den Gemüsegarten. Vor allem zeigen sie ihr Können im solistischen Konzertieren: Von Bach bis Steve Reich und Igor Strawinsky kann man das auf CD nachhören.

Einen Hauch solcher „mixed pickels“ boten The Knight auch im Großen Festspielhaus, in unangekündigtem Wechsel der Abfolge. Ohne Dirigenten, von Konzertmeister Colin Jacobsen angeführt, hat sich bestätigt, dass Joseph Haydns D-Dur-Sinfonie Hob. I:6 „Le Matin“ natürlich auch in Kammerorchesterbesetzung in diesem Raum absolut zu bestehen vermag. Viele feine Instrumentalbeiträge auch nach dem Sonnenaufgang, es sitzen ja echte Könner an den einzelnen Pulten: angefangen bei der Soloflötistin über Oboe hin zu Violine, Cello, Kontrabass und dem prächtig intonierenden Hornduo – sie musizieren allesamt durchaus historisch korrekt auf ihren modernen Instrumenten. Ein erster Genuss und hoffentlich ein neues Ensemble im Kulturvereinigungs-Portfolio.

Es folgte eine weitere Novität in Gestalt der „Folk Songs“ von Luciano Berio, die dieser im Auftrag des Mills College, Oakland (Kalifornien) geschaffen hatte. Also auch von dieser Warte aus ein willkommenes Mitbringsel aus den USA. Die mehrheitlich zarte, durchsichtige, von der Harfenistin ausgehende Begleitung wurde nun behutsam durch Eric Jacobsens Gesten gesteuert. Das war somit ein exzellenter Boden, auf dem sich Dawn Upshaws Mezzo – nicht zuletzt durch die Gestaltung der Titelrolle anlässlich der Uraufführung von Kaija Saariahos Oper „L'Amour de Loin“ bei den Festspielen in Salzburg bekannt – entfalten konnte. Locker und schlicht, eben dem Duktus der elf Volkslieder vollinhaltlich entsprechend.

Die Fünf deutschen Tänze D 90 von Franz Schubert waren in diesem Rahmen auch noch nie zu erleben gewesen. Die dazu aufgebotenen 16 Streicher konnten sich zwar darin klanglich schön im Alleingang präsentieren, die Trios hingegen, gelinde gesagt, doch etwas zu fordernd, sind sie recht forsch, ohne melancholisches Nachsinnen angegangen.

Dafür begeisterte zum Abschluss die Verve, mit denen alle Beteiligten, engagiert von dem nun einen Dirigentenstab in Händen haltenden Eric Jacobsen beflügelt, die in Dmitri Schostakowitschs Sinfonie Nr. 9 in Es-Dur op. 70 innewohnende Ironie als bewusste Verweigerung plakativer Siegessymbolik nach dem Weltkriegsende auskosteten. Berührend die Soloklarinettistin im Moderato, ebenso eindringlich das Rezitativ des Fagottisten wie überhaupt samt und sonders alle quirligen Holzbläser zuvor im Presto und das perfekt in sich ausgewogene Blech. Und es wären nicht „The Knights“ gewesen, hätten sie dem Jubel nicht noch unkonventionell mit einem überdimensionalen „Hummelflug“, dem Molto vivace, 4. Satz von György Ligetis Concert românesc, eins drauf gesetzt.

Heute Donnerstag (28.5.) und am Freitag (29.5.) gesellt sich zu Haydn und Berio Darius Milhauds amüsantes „Le bœf sur le toit“, außerdem sind /am Donnerstag) „The Chairman Dances“ von John Adams und (Freitag) vier Stücke aus den Chinese Folk Songs von Zhou Long zu hören – www.kulturvereinigung.com
Bild: www.colbertartists.com / Brooke Irish