Der letzte Salzburger Hofkapellmeister

HINTERGRUND / LUIGI GATTI

18/05/12 Als Opernkomponist war Luigi Gatti (1740-1817) schon berühmt, als er seinen Dienst in Salzburg antrat. Er hatte es nicht eilig, nach Salzburg zu kommen – wie der eifersüchtige Leopold Mozart ätzte.

Von Eva Neumayr

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Vielleicht hat Luigi Gatti so ausgesehen wie auf dem Bild rechts. Ein gesichertes Porträt gibt es nicht, aber die Gouache "Ein Kapellmeister im Chorrock" aus der Kuenburg-Sammlung stammt ja aus fraglicher Zeit, als Gatti in Salzburg wirkte. In eben dieser Funktion. Er könnte also schon das Vorbild abgegeben haben für das Kostümbild.

Luigi Gatti wurde 1740 in Lazise am Gardasee als Sohn eines Organisten geboren, der wohl auch den Grundstein seiner musikalischen Ausbildung legte. In Mantua zum Priester geweiht, war er zunächst an der Hofkirche St. Barbara als Sänger und Organist tätig. 1769 wurde er zum zweiten Kapellmeister der Colonia Filarmonica, der Königlichen Akademie, ernannt. Seine Oper „Alessandro nell’Indie“, die im Karneval des Jahres 1768 Premiere hatte, war der erste in einer Reihe von Erfolgen, die seinen Ruf als Opernkomponist über seine Heimatstadt hinaus festigten. Am 16. Jänner 1770 kam es zu einer Begegnung mit der Familie Mozart: W. A. Mozart trat auf seiner ersten Italienreise in einem Konzert der Königlichen Akademie auf. Luigi Gatti erbat sich bei dieser Gelegenheit die Abschrift einer Messe.

Erste Beziehungen zum Salzburger Hof ergaben sich, als Gatti anlässlich der Abreise des zum Erzbischof von Olmütz gewählten Anton Theodor Graf Colloredo aus Mantua eine Kantate schrieb und im März 1778 aufführte. Anton Theodor wusste die Musik Gattis zu schätzen, und empfahl Luigi Gatti in der Folge seinem Cousin, dem Salzburger Erzbischof Hieronymus Graf Colloredo, der auf der Suche nach geeigneten Kandidaten für das Amt des Salzburger Hofkapellmeisters war. Leopold Mozart schrieb am 11. Juli 1778 an seinen Sohn: „Der Erzbischof schreibt ganz Italien aus, und bekommt keinen Capellmeister, – [...] und – lache! Luigi gatti von Mantua, den der Erzb: von Ollmütz als einen vornehmen Clavierspieler angerühmt, den du kennst, der deine Messe in Mantua abgeschrieben, und dem der Olmützer fürst hat schreiben müssen, will Mantua nicht verlassen, sondern nur auf 2, 3, Monate herauskommen.“

Luigi Gatti hatte es tatsächlich nicht eilig, nach Salzburg zu kommen, stand er doch zu dieser Zeit am Höhepunkt seines Ruhmes als Opernkomponist. In Mantua wurden unter anderem 1779 „La Nitteti“ und 1780 das Ballett „Il ratto delle Sabine“ aufgeführt, während im Februar 1781 ein „Antigono“-Pasticcio an der Mailänder Scala Premiere hatte, bei dem Luigi Gatti den überwiegenden Teil der Musik geschrieben hatte. Es sollte bis Juni 1782 dauern, dass er seinen Dienst als Hofkapellmeister in Salzburg antrat.

Seine Karriere als Opernkomponist konnte er in Salzburg nicht fortsetzen. Nur zwei seiner Opern, „L’isola disabitata“ und „L’Olimpiade“, wurden in Salzburg aufgeführt. Neben einer ansehnlichen  Zahl von geistlichen Kompositionen schrieb Gatti viele Werke für verschiedene Kammermusikbesetzungen.

Luigi Gattis Requiem in C-Dur wird am Sonntag (20.5.) um 18.30 Uhr im Dom aufgeführt. Ausführende sind Domchor und Dommusik unter Janos Czifra, Solisten sind Simone Vierlinger, Bernadette Furch, Bernhard Berchtold und Wilfried Zelinka. - www.dommusik-salzburg.at
Zuvor (um 17 Uhr) wird im Archiv der Erzdiözese (Kapitelplatz 3) die ORF-CD „Keine Chance für Mozart“ vorgestellt. – shop.orf.at/oe1
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