Beglückend harmonisch

MOZARTEUM / HERBERT SCHUCH & FREUNDE

16/05/12 Erfrischend belebt, spontan und dennoch dabei ausgewogen kontrolliert, präsentierte Herbert Schuch mit vier ARD-Preisträgern Dienstag (15.5.) im Wiener Saal die beiden „klassischen“ Quintette für Klavier und vier Blasinstrumente von Mozart und Beethoven. Begeisternd.

Von Horst Reischenböck

altZum Auftakt gab’s allerdings noch eine kleine Verbeugung vor Jean Françaix (1912-1997). Er wurde vor hundert Jahren geboren. Es gibt nicht so viele Saxophon-Ensembles, daher ist eine Bearbeitung des Petit Quatuor von 1935 durchaus angebracht. Der Klarinettist Sebastian Manz hat sie gemacht und mit dem Oboisten Ramón Ortega Quero, Marc Trénel (Fagott) und David Fernández Alonso (Horn) entsprechend spritzig und humorvoll präsentiert. Ein „Divertissement“ im besten Sinn, zehn Minuten geistvoll sprühende, zerstreuende Unterhaltung voll federnden Elans.

Im Fokus standen allerdings die beiden Standardwerke der zahlenmäßig nicht gerade umfangreichen Literatur für Klavier und Bläserquartett. Beide stehen in der Tonart Es-Dur und sind in etwa gleich lang. Beethovens später entstandenes Opus 16 erklang vor der Pause erklang. Der mit seinen 416 Takten ausladende Kopfsatz nimmt zeitlich schon die Hälfte der Komposition ein. Das lebhafte Dialogisieren mag von Mozart beeinflusst sein, vielleicht wollte Beethoven damit dem Vorgängerstück auch bewusst Parole bieten.

Pianist Herbert Schuch suchte handverlesen jugendliche Mitstreiter aus, mit denen er auch schon ins Aufnahmestudio ging. Sie alle waren Preisträger in ARD-Wettbewerben und sind unterdessen in internationalen Klangkörpern an führender Stelle tätig. Schuch brillierte führend und korrespondierte dennoch zugleich perfekt ausbalanciert mit den jeweiligen Tutti-Einwürfen der sozusagen solistisch minimiert besetzten Harmonie. Die jeweils Moll-getönten Soli von Oboe und Horn im B-Dur-Andante setzten kantable Kontraste, ehe es beschwingt ins Jagd-Finale ging.

Wie eine vorweg genommene Zugabe gestaltete Herbert Schuch nach der Pause Mozarts c-Moll-Fantasie KV 475, nachdenklich, dynamisch breit kontrastierend bis in feinste Pianissimi abschattiert: ein Genuss.

Und danach das allererste Werk des Klavier/Bläser-Genres, Mozarts Quintett KV 452, beispielgebend schon wegen der subtilen Verschmelzung der Klangfarben. Die bestens ausgehorchte Wiedergabe war dazu angetan, sich sowohl dem Werk wie dem stupenden Können aller daran beteiligt Ausführenden vorbehaltlos zu ergeben: der absolute Höhepunkt des Abends.

Bild: http://www.herbertschuch.com / Broede