Vielfältig, wie die Gegenwart

35 JAHRE ASPEKTE FESTIVAL / RÜCKBLICK

09/05/12 Seit 35 Jahren hält das Aspekte Festival die Mozartstadt in Sachen zeitgenössischer Musik  auf dem Laufenden: Unvergessen: John Cage wird mit Otto Becks „Klangmobilen“ vom Flughafen abgeholt. Das war 1991. Das taugt zur Legendenbildung. – Ein Rückblick.

Webern/Cerha/Webern und Ager/Kalitzke/Karastoyanova-Hermentin. Das sind die Komponisten der beiden Konzerte, mit denen das Aspekte Festival heute Mittwoch (9.5.) eröffnet wird. Typisch Aspekte, kann man zu dieser Programmfolge nur sagen. Spiegelt sie doch tatsächlich die „Vielfalt künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten der Gegenwart“, wie es seit 35 Jahren Anliegen der Aspekte ist: Der längst klassische Moderne Webern. Der Großmeister Cerha. Der Aspekte-Gründer und Salzburger Komponist Ager. Der international bekannte Dirigent und Komponist. Die Komponistin.

Das Aspekte-Konzept, „immer wieder erfrischend andere Zugänge zu neuer Musik zu ermöglichen und einem größeren Publikum vorzustellen“, spiegelte sich schon immer auch in Namen wie Germaine Tailleferre, Alfred Schnittke, André Jolivet, Lou Harrison, Heitor Villa-Lobos oder Hans Werner Henze.

1983 wurde György Ligetis sechzigster Geburtstag gefeiert, 1985 schillerten erste „Mikrotöne“ über den Bühnen der Spielstätten. 1990 galt das Festival Komponistinnen wie Sofia Gubaidulina, Kaija Saariaho oder Thea Musgrave. 1992 lautete das Motto „500 Jahre Lateinamerika. Als „lustvoll inszenierte interdiszipinäre Grenzüberschreitungen“ sind die Projekte „Klangspuren – ein getanztes Konzert“ aus 1997 oder „Tanz-Licht-Skulpturen“ aus 1999 in Erinnerung.

Gija Kancheli war im Jahr 2000 da. „West-Östliches“ von Hossam Mahmoud oder Amr Okba dominierte das Festival 2004. 2006 wurde im Rahmen der Aspekte der erste Salzburger-Musikpreis an Salvatore Sciarrino verliehen.
Seit dem Mozartjahr finden die Aspekte biennal alle zwei Jahre statt. Neu eingeführt wurde 2006 das Vermittlungsprogramm für Kinder und Jugendliche „Spielräume“, das inzwischen ein Forum für Junge Komponisten und Interpreten geworden ist.

Klaus Ager, Gründer und Leiter der Aspekte, stand dem Festival von 1977 bis 2006 vor. Seit 2007 leitet der Salzburger Komponist und Musikpädagoge Ludwig Nussbichler das Festival. Unter dem Titel „Traumsequenzen“ standen 2008 George Crumb und Georg Friedrich Haas im Zentrum, „Im Labyrinth meiner Seele“ bewegte sich 2010 Sofia Gubaidulina.

Das Programm 2012 nun – im 35. Aspekte-Jahr – steht ebenfalls im Spannungsfeld von Rückblick und Vorausschau: Einen Schwerpunkt bildet mit Anton Webern ein Klassiker der Moderne, der so gut wie alle Komponistinnen und Komponisten der Gegenwart mehr oder weniger stark beeinflusst hat. „Inspiration Webern“ ist denn auch das diesjährige Motto.

Der große Friedrich Cerha ist persönlich in Salzburg: Er ist 1986 erstmals bei den Aspekten prominent gewürdigt worden. Die Salzburger Szene ist vom Doyen Gerhard Wimberger und den „Gründervätern“ Klaus Ager und Herbert Grassl bis hin zum Jungstar Jakob Gruchmann vertreten.

Wie ein roter Faden zieht sich Musik von Anton Webern konsequent durch das gesamte Festivalprogramm. „Sie ist als Rückblick auf die Wurzeln der Neuen Musik Inspirationsquelle für die mit neuen Werken beauftragten Komponisten“, so Festivalleiter Ludwig Nussbichler. Er will dem Hörer „Verbindendes und Neues in Bezug auf die Tradition erlebbar machen“. (Aspekte/dpk-klaba)

Bild: www.musicaustria.at