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Aus edlem Material besteht so eine Geige!

SOMMERAKADEMIE / DOZENTENKONZERT AMOYAL

19/08/10 Französische Woche bei den Dozentenkonzerten der Sommerakademie: Nach Debussy am Montag Roussel, Poulenc und Franck am Mittwoch (18.8.) im Solitär. Der Geiger Pierre Amoyal und die Pianistin Kristina Miller waren die Ausführenden.

Von Karl Winkler

Albert Roussel hat erst im Alter von 25 Jahren endgültig die Laufbahn eines Komponisten eingeschlagen, nachdem er zuvor schon die Ausbildung zum Marineoffizier abgeschlossen hatte. Die zweite Violinsonate, ein dreisätziges Werk aus dem Jahr 1924, bietet dem Geiger jede Möglichkeit, seine Fähigkeiten ins beste Licht zu rücken. Nach forschem Beginn hat Pierre Amoyal bald auch die Gelegenheit genutzt, langsamere tänzerische Rhythmen sonor auszukosten. Technische Probleme kennt er nicht, immerhin hatte er schon als Zwölfjähriger alles gelernt, was man am Pariser Conservatoire lernen konnte. Die folgenden fünf Jahre durfte er unter der Obhut des unvergleichlichen Jascha Heifetz verbringen. Und so verwundert es nicht, dass er Doppelgriffe ebenso wie sein Lehrmeister mit unglaublicher Leichtigkeit bewältigt. Den Ton seines Instruments lässt er nach Belieben aufblühen, dessen Intensität kontrolliert er zusätzlich durch ein sehr variables Vibrato.

All diese Fähigkeiten waren auch absolut notwendig, denn die junge Kristina Miller am Klavier holte aus dem Steinway heraus, was herauszuholen war. Kraftvoll und doch auch einfühlsam trug sie ihren Teil zur Gestaltung bei. Offenbar war sie von Amoyal dazu ermutigt worden, sich keinerlei Zurückhaltung in der Dynamik aufzuerlegen. Dass die Violine dabei nicht in den Klangwogen verschwand, lag auch an dem rhythmischen Feeling des Geigers. Während die Pianistin sich immer wieder zu Amoyal umwandte, um an heiklen Stellen auf jede seiner Bewegungen sofort reagieren zu können, setzte dieser raffinierteste Verzögerungen und Beschleunigungen ein und war damit gleichzeitig frei und doch präzise im Ablauf, und auf eine unaufdringliche Art immer präsent.

In Poulencs Violinsonate entwickelten die beiden nach einem relativ stürmischen Anfang weit gespannte Kantilenen. Den dritten Satz der Ginette Neveu gewidmeten Sonate hat der Komponist nach deren Tod bei einem Flugzeugabsturz durch ein neu komponiertes Presto tragico ersetzt. Ernster als sonst üblich endet daher diese Sonate, die auch insgesamt nicht so eingängig ist wie manche seiner Kammermusikstücke für Bläser.

César Francks Violinsonate, so bekannt sie auch sein mag, ist doch immer wieder ein Erlebnis. Den Beginn versetzten die beiden Künstler in elegante Bewegung, die im folgenden Allegro zum Sturm anwuchs. Hatte Amoyal zuvor seinen Gesang über den manchmal geradezu orchestralen Eruptionen des Klaviers schweben lassen, brachte er danach seinerseits gehörige Bewegung ein. Ein Höhepunkt war die Recitativo-Fantasia. Ein überaus abwechslungsreiches, spannendes und lebendiges Gegen- und Miteinander. Viel Feinsinn - schlank und kaum je pathetisch erinnert Amoyals vor allem in den tiefen Lagen leicht herber Ton daran, dass eine Geige aus edlem Holz besteht und nicht aus irgendeinem künstlichen Material.

Mit Heifetz' Bearbeitung von Debussys "Beau soir" wurde der schöne Abend gebührend beschlossen.

Bild: www.amoyal.com / V. Purdom

 

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