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Wo waren die Blumen für die Sängerin?

MOZARTEUMORCHESTER / BERNARD LABADIE

20/01/23 Die Donnerstagskonzerte des Mozarteumorchesters bergen manche Überraschung. Diesmal war es der franko-kanadische Dirigent Bernard Labadie, der mit Werken von Henri-Joseph Rigel und Jean-Philippe Rameau hier noch nie Gehörtes erarbeitete und vorstellte. Erinnerungen an Elisabeth Schwarzkopf weckte die Sopranistin Miriam Kutrowatz.

Von Horst Reischenböck

Französische Orchestermusik vor der Romantik wird bei uns selten gespielt. Joseph Haydn hatte mit seinen, der Loge Olympique gelieferten Sinfonien, die Meßlatte derart hoch gelegt hatte, dass sich mit wenigen Ausnahmen kaum noch ein französischer Komponist dem Vergleich aussetzen wollte. Dabei wären manch Edelsteine zu entdecken. Wie etwa die knapp viertelstündige Sinfonie c-Moll op. 12/4 des aus Deutschland ausgewanderten Henri-Joseph Rigel.

Der gebräuchlichen dreisätzigen Vorlage entsprach auch Wolfgang Amadé Mozart, aber natürlich auf anderem Niveau, während seines zweiten Aufenthalts an der Seine mit der Pariser Sinfonie. Rigels Werk reiht sich gekonnt in die damalige vorherrschende Sturm und Drang-Periode ein. Die zwei dramatisch und energisch – der Tonart entsprechend hoffnungslos - kämpfenden Allegri wurden von den Streichern mitreißend vehement ausgespielt. Dazwischen eingefügt betörte ein kurzes, wiegend gelöstes, nicht zu langsam zu nehmendes Largo, in dem sich die Oboistinnen melodisch verströmen durften.          

Nächster Glanzpunkt war die Motette Exsultate, jubilate KV 158a, von Mozart in Mailand für die nachvollziehbar „geläufige Gurgel“ des Kastraten Rauzzini maßgeschneidert. Nach seiner Rückkehr nach Salzburg hat Mozart das Werk für den Sänger Ceccarelli mit kleinen Änderungen in der Instrumentierung adaptiert. Solistin war die Sopranistin Miriam Kutrowatz, 2021 Teilnehmerin am Young Singers Project der Festspiele, derzeit Mitglied des Jungen Ensembles des Theater an der Wien. Miriam Kutrowatz stellte sich am Donnerstag (20.1.) der Herausforderung der 15 Minuten der Mailänder Version und triumphierte: Erinnerungen an Elisabeth Schwarzkopf wurden wach! Kutrowatz beeindruckte im Ausloten des vokalen Umfangs und der Leichtigkeit, mit der sie die Koloraturen jauchzen ließ. Sanft beschwor sie die „Krone der Jungfrauen“ und setzte mit dem bekräftigenden Alleluja-Jubel dieser noch eins drauf.

Ihre Anwesenheit nutzte der Barockspezialist Bernard Labadie für vier Arien, deren zweite mit der etwas anachronistisch anmutenden Aufforderung „Junger Krieger, eilt zum Sieg“, aus Rameaus „Dardanus“. Eingebettet sind die Arien in 45 Minuten der, trotz sparsam eingesetzter Mittel abwechslungsreich instrumentierten, Suite für Sopran und Orchester aus der Oper Dardanus – eine Folge von Orchesterstücken und wirkungsvollen Tänzen. Auch hier zeigte sich das Mozarteumorchester absolut engagiert und sattelfest.

Begeisterter Dank für die Raritäten von Publikumsseite her an alle Ausführenden. Fehlte eigentlich nur der Blumenstrauß für die Sängerin!

Bilder: www.miriamkutrowatz.com / Liliya Namisnyk; Dario Acosta
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