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„Ausländer“, aber akzepiert

HINTERGRUND / MOZARTEUMORCHESTER

17/01/23 Spannend für Musik-Freaks ist Altbekanntes in Lesearten, die befremden und betören. Ebenso spannend ist es, noch nie Gehörtes zu hören. Was zur Frage führt: Wer kennt Rigel. Mit kurzem „i“.

Von Heidemarie Klabacher

Das Mozarteumorchester überrascht öfter mal. Auch das Programm des terminlich „unauffälligen“ dritten Abo-Konzertes am Donnerstag (19.1.) birgt Überraschendes. Am Pult steht der Alte Musik-Experte Bernard Labadie. Die junge Sopranistin Miriam Kutrowatz ist die Vokalsolistin. Sie singt mit Mozarts Motette Exsultate, jubilate nun wirklich kein unbekanntes Stück. Jean-Philippe Rameaus Suite für Sopran und Orchester aus der Oper Dardanus ist zwar nicht soo geläufig, aber Rameaus späterer Kollege, der Komponist Henri-Joseph Rigel ist hierzulande vielleicht doch vor allem Experten und Liebhaberinnen franzöischer Symphonik geläufig. Seine Symphonie c-Moll op. 12/4 wird das Donnerstagskonzert.

Henri-Joseph Rigel war ein Zeitgenosse Mozarts. Wurde früher als dieser, nämlich 1741 im deutschen Wertheim geboren, und ist später, nämlich 1799 in Paris, gestorben. „Neben François-Joseph Gossec und vor Etienne-Nicolas Méhul war Rigel der erfolgreichste Komponist von Symphonien in Frankreich.“ Das schreibt Gottfried Franz Kasparek im Programmheft.

„Henri-Joseph Rigel zog 1767 nach Paris, war dort als Musiklehrer tätig, gründete eine Familie und wurde mit seinen Cembalowerken und Symphonien, später auch mit Oratorien und Opern zu einer geachteten Persönlichkeit der französischen Musikszene. Die Revolution überlebte er unbeschadet und Hymnen schreibend als Klavierprofessor am neu gegründeten Conservatoire de Paris“, berichtet Gottfried Franz Kasparek: „Als Feind von Intrigen verschrieb er sich nicht ausschließlich einer Gattung, so meinte schon 1780 sein Biograph Laborde, da er zu schätzen wusste, was jeder Stil – französisch, italienisch, deutsch – an Gutem in sich birgt, ist er einer der Ausländer unter uns, der der Musik in Frankreich zu allergrößter Ehre verhalf.“ Rigel sei der dreisätzigen, aus der italienischen Sinfonia entwickelten Form treu geblieben, diese gekonnt anreichernd „um die neuen emotionalen und harmonischen Freiheiten der Sturm und Drang-Ära und der Mannheimer Schule“. Sogar der „Witz Joseph Haydns“ scheine gelegentlich „um die Ecke zu lugen“. Es folgt eine Würdigung, die neugierig macht: „Rigels Musik hat jedoch durchaus Eigenart, was die sprudelnde, oft überraschend wagemutige melodische Erfindung und motivische Verarbeitung betrifft.“ Die die frühe, etwa viertelstündige c-Moll-Symphonie sei ein gutes Beispiel: „In ihrer Kürze liegt, wie in allen Symphonien Rigels, die Würze. Zwischen zwei hurtigen, theatralisch aufgeladenen Ecksätzen sorgt ein nachdenkliches Largo für Besinnlichkeit.“ Und die wichtigste Frage beantwortet das Programmheft auch gleich: „Ob Rigel 1778 dem die französischen Kollegen eher mit Ironie betrachtenden, längst auf visionären symphonischen Pfaden wandelnden Mozart in Paris begegnet ist, wissen wir nicht.“

Donnerstagskonzert – Mozarteumorchester unter Bernard Labadie mit Miriam Kutrowatz – Donnerstag (18.1.) 19.30 Großer Saal – www.mozarteumorchester.at
Bilder: MOS / Dario Acosta; Lilya Namisnik

 

 

 

 

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