Von und zu Mozart hin

MOZARTEUMORCHESTER / LORENZA BORRANI 

11/06/21 Das Mozarteumorchester unter der Leitung der Geigerin Lorenza Borrani spannte beim letzten Donnerstagskonzert dieser Spielzeit einen schillernden Bogen vom Genius loci über Alfred Schnittke bis hin zu Franz Schubert.

Von Horst Reischenböck

Zum Auftakt gab’s gepflegte Unterhaltung auf hohem Niveau – wie sie Wolfgang Amadé in der Serenata notturna D-Dur KV 239 vorgibt. Hat Mozart diese Musik vorausdenkend maßgeschneidert für das Mozarteumorchester? Als da war ein federnd angegangener Marsch, gefolgt durch ein Menuett, das bei dem angeschlagenen Tempo sicher schwerlich noch tanzbar gewesen wäre. Ein wirbelnder Kehraus lässt das Concertino gegenüber dem Hauptklangkörper nochmals hervortreten. Es brillierten die Solisten Lorenza Borrani, Konzertmeisterin des Chamber Orchestra of Europe und international erfolgreiche Solistin und Kammermusikerin, Nobuya Kato an der zweiten Violine, der Bratschist Roman Paluch und Brita Bürgschwendtner am Kontrabass. Das Quartett improvisierte verschiedentlich verspielte Eingänge, wie sie ähnlich früher wohl gepflegt wurden. Nur das „damals“ unmöglich gewesene Paukenglissando irritierte geringfügig. 

Ein Concertino der anderen Art stellte Alfred Schnittke für sein erste Concerto grosso ins Rampenlicht: Geistreich wirkungsvoll „polystilistisch“ aus Versatzstücken einst für das Virtuosenduo Gidon Kremer und Tatiana Grindenko erdacht, das damit durch die Lande tourte und auch in Salzburg Station damit machte. 1988 entstand deren Aufnahme mit dem Chamber Orchestra of Europe, dem sich zwanzig Jahre später Lorenza Borrani als Konzertmeisterin hinzugesellte. Am Donnerstag (10.6.) in der Großen Aula war Markus Tomasi deren virtuoser Mit- und Gegenspieler. Tomasi ließ in den insgesamt sechst Sätzen einiges an Vibrato hören, gelegentlich wohl auch bewusst als Kontrast. Beginn und Ende markierten ein klanglich verfremdetes Klavier und ein Cembalo, beide von Johannes Wilhelm gespielt. Das war gleichsam ein barocker Anknüpfungspunkt, auch wenn aufgrund der Position des Cembalos nur das leise Zwiegespräch mit den Solisten akustisch durchschlug. 

Die Geigerin Lorenza Borrani genoss zwar noch Nikolaus Harnoncourts Inspiration. Als dieser mit dem Chamber Orchestra of Europe in Graz Schubert erarbeitete, war sie allerdings noch zu jung. Kann es sein, dass Spuren davon immer noch in dem Ensemble nachschwingen? Ihre Sichtweise der „Fünften“ Schubert, die sie als Konzertmeisterin dem in Kammerformation aufgestellten Mozarteumorchester vermittelte, ließ dergleichen Vermutungen wach werden. Nach dem zauberhaften Heben des Vorhangs verströmte sich Mozarts Geist verspielt in Schuberts anverwandter Sichtweise. Im zärtlichen Andante blühten die Holzbläser förmlich auf und auf das robust-energische eigentlich schon anachronistische Menuett jagte das Finale dem Höhepunkt entgegen: All das freudig vom Mozarteumorchester gespielt und beglückt vom jubelnden Publikum empfangen.

Bild: Harrison Parrot / Piera Mungiguerra