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Eine „schwere Thräne“ von Schubert

SALZBURGER HAYDN-WOCHE

09/09/19 Der 14. September hat nicht dieselbe Strahlkraft wie der 27. Jänner. Es ist eben nicht der Geburtstag Mozarts, sondern bloß jener von Johann Michael Haydn. Aber die Bezeichnung genius loci verdiente wohl auf seine Art auch der Salzburger Haydn.

Von Reinhard Kriechbaum

Wahrscheinlich ist noch kein Tourist der Salzburger Haydn-Woche wegen nach Salzburg gekommen, und das ist ein bisserl ungerecht. Denn mit seinem kirchenmusikalischen Schaffen und seinen Gesängen für vier Männerstimmen gebührt dem Bruder des natürlich unvergleichlich wichtigeren und weltläufigeren Joseph Haydn ein Platz durchaus nicht nur in der regionalen Musikgeschichte.

Die Salzburger Haydn-Woche also: Sie beginnt morgen Dienstag (10.9.) mit einem Konzert in der Michaelskirche am Residenzplatz (19.30 Uhr): Die Geigerin Annegret Siedel und Peter Peinstingl an der Orgel spielen ein Salzburg-zentriertes Programm mit Werken von Georg Muffat, Heinrich Ignaz Franz Biber, Paul Hofhaimer, Mozart und natürlich Michael Haydn. Tags darauf (11.9., 19.30 Uhr) spielt das Mozarteum Quartett Salzburg bei freiem Eintritt im Abteisaal von St. Peter Werke von Franz Schubert, Michael Haydn und Mozart.

Die Salzburger Hofmusik ist am 12. September um 19.30 Uhr im Rittersaal der Residenz zu hören, unter der Leitung von Wolfgang Danzmaqyr und mit den Solisten Firmian Lermer (Violine) und Wolfgang Brunner (Cembalo). Von Michael Haydn sind zu diesem Anlass die Symphonie Nr. 33 D-Dur MH 24 und das Konzert für Cembalo, Viola und Streicher in C-Dur MH 41 zu hören. So wie Mozart hat natürlich auch Michael Haydn selbst an diesem Ort musiziert.

Dieses Konzert erinnert daran, dass man andernorts in Michael Haydn sogar touristische Optionen sieht: Die Haydnregion NÖ schlägt nämlich exakt am Geburtstag Michael Haydns (14.9.) zu und lädt Wolfgang Danzmayr und die Salzburger Hofmusik an dem Tag ins Schloss Petronell. Dort macht sich Wolfgang Danzmayr immer wieder für den Salzburger Haydn stark, leitete dort auch schon Konzerte mit der Beethoven-Philharmonie (2017) und mit dem Kurpfälzischen Kammerorchester Mannheim (2018, mit Julia Hagen als Solistin). Für beide Veranstalter – die Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft Salzburg und die Haydnregion NÖ – sei, „wie für uns Musikerinnen und Musiker das Schaffen des Salzburger Haydn Johann Michael ein besonderes Anliegen“, betont Danzmayr.

Die Salzburger Haydn-Woche findet alljährlich anlässlich des Geburtstages von Michael Haydn (14. September 1737) statt. Der jüngere Bruder Joseph Haydns lebte und wirkte 43 Jahre in Salzburg, war neben und nach Wolfgang Amadé Mozart die führende Musikerpersönlichkeit am fürsterzbischöflichen Hof und trug mit Vater und Sohn Mozart wesentlich zur letzten kulturellen Hochblüte des Fürsterzbistums Salzburg bei.

Sein umfangreiches und vielschichtiges Werk in nahezu allen Musikgattungen seiner Zeit diente nicht nur dem Freund und Kollegen Mozart als Inspirationsquelle. Als Franz Schubert, der von Michael Haydn vor allem im Bereich der deutschen Kirchenmusik und des Quartettgesanges beeinflusst wurde, 1825 Salzburg besuchte, führte ihn einer seiner ersten Wege zu Michael Haydns Denkmal in der Stiftskirche von St. Peter. Dort hielt er „tiefgerührt“ inne, wie er seinem Bruder in einem Brief mit romantischem Überschwang mitteilte: „Es wehe auf mich, dachte ich mir, dein ruhiger, klarer Geist, du guter Haydn, und wenn ich auch nicht so ruhig und klar sein kann, so verehrt dich doch gewiß Niemand auf Erden so innig als ich. Eine schwere Thräne entfiel meinen Augen, und wir gingen weiter.“ Ein legendäres Zitat.

Doch weiter im Programm der Salzburger Haydn-Woche: Natürlich hat auch der Stiftskapellmeister von St. Peter, Peter Peinstingl, einen Programmpunkt mit Kirchenmusik vorbereitet: Im Hochamt am Sonntag, 15. September in der Stiftskirche Nonnberg (St. Peter wird ja immer noch restauriert) ist unter anderem Michael Haydns Missa Sancti Amandi MH 229, auch als Lambacher-Messe bekannt, zu hören.

Zum ersten Mal wäre heuer im Rahmen der Michael-Haydn-Woche ein Streichquartett-Wettbewerb geplant gewesen. Er musste, „trotz großer internationaler Bewerbung“, wie Peter Peinstingl betont, wegen zu geringer Anmeldezahl und einiger Absagen abgesagt werden. „Ich bedauere das sehr, da wir einerseits die finanziellen Mittel dafür aufgestellt hatten und andererseits immer wegen mangelnder Jugendförderung gerügt wurden“, so Peter Peinstingl, Generalsekretär der Johann-Michael-Haydn-Gesellschaft. „Wir werden aber nicht müde werden, es ein anderes Jahr wieder in ähnlicher Form zu versuchen.“

Wer über die Michael-Haydn-Woche hinaus Gusto auf noch mehr hat: Am 1. Oktober wird im Solitär der Universität Mozarteum Salzburg nach 230 Jahren die kleine Oper Die Ährenleserin wiederaufgeführt. Wolfgang Brunner studiert die Salzburger Hofmusik ein, dirigieren wird Graziano Mandozzi.

Salzburger Haydn-Woche 2019, 11. bis 15. September. Das Programm zum Downloadwww.michaelhaydn.com
Bild: Domquartier (1); Orchesterprojekt (1); www.peter-peinstingl.com (1)

 

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