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Hoch-Zeit für Mahler 5

PHILHARMONIE SALZBURG / ELISABETH FUCHS

06/06/19 Um einen geflügelten Kabarettisten-Ausspruch ins Musikalische umzumünzen: „Pärt gegen Mahler, das nenn‘ ich Brutalität!“ Am Mittwoch (5.6.) gewann eindeutig die durch Chefdirigentin Elisabeth Fuchs trainierte Philharmonie Salzburg das Match. Auch das Spielfeld - der Große Saal des Mozarteums - hielt den Anforderungen stand. Der Stuck bröckelte NICHT.

Von Horst Reischenböck  

Duplizität der Fälle: Nachdem jüngst erst das Mozarteumorchester seinen Abonnenten Gustav Mahlers Fünfte bei der letzten Sonntagsmatinee der Saison im Großen Festspielhaus bescherte, beendete die Philharmonie Salzburg ihren diesjährigen Konzertzyklus ebenfalls mit dem cis-Moll-Opus - im Großen Saal des Mozarteums, der der oft grenzwertig ausgespielten und ausgereizten Lautstärke und Dynamik durchaus Stand zu halten wusste.

Zuvor jedoch wurden die Ohren fast eine halbe Stunde lang für bewusste Wahrnehmung geschärft mit der Einladung zu stiller Hingabe an die minimalen Klänge von Arvo Pärt Silentium. Matej Haas und Swantje Asche-Tauscher, beide Konzertmeister der Philharmonie Salzburg, verschränkten ihre Geigentöne in die Intimität seiner Tabula rasa, - bis ihr zartes Verklingen wieder einmal von  störendem Husten garniert wurde. Gedanklich lag die Querverbindung zu Mahlers Adagietto aus der Fünften nahe, zumal Elisabeth Fuchs anstelle Kammerorchester-Besetzung auch schon schon bei Pärt fast unentwegt das gesamte angetretene Streichercorps mitwirken hieß.

Daran knüpfte sie mit dem Trompetensolo an Mahlers sinfonisches Schmerzenskind an. In drei Abschnitten griff Mahler die Idee einer großen Bogenform auf – inmitten das erste, vor Vitalität nur so sprühende und den Hornisten fordernde Durchführungs-Scherzo der Musikgeschichte. Zu dessen Ausmaß von immerhin achthundert Takten meinte Mahler: „Das ist nichts, wenn einer mit einem armseligen Thema sich herumschlägt, das er variiert und fugiert und mit dem er haushalten muss. Ich kann das Sparsystem nicht leiden, das muss alles im Überfluss da sein ...“ Für ihn der wichtigste Satz des ganzen Werks.

Der Doppelpfeiler zu Beginn, der eigentlich kämpferische Kopfsatz in a-Moll, der immer wieder aufbegehrende Trauermarsch, das geschäftig heiter aufgeräumte Finale, jener rein auf Streicher und Harfe beschränkt berühmteste poetische Satz aus seiner Feder in dem seine Zukünftige adressiert das Liebesblick-Motiv aus Richard Wagners „Tristan“ zitiert: All das war Anlass und Herausforderung für Elisabeth Fuchs, nahe an Mahlers eigenem zeitlichen Ideal, ohne Taktstock mit bloßen Händen engagiert Herzblut zu vergießen.

Kurzweilig, aufgeräumt, so ziemlich die rascheste Darstellung dieser Idee des Bogens von der Trauer bis hin zum Freudenschrei des ganzen Orchesters samt blech-gepanzertem Triumph: Alle daran intensivst beteiligten Ausführenden wären einzeln zu loben wären. Das Kollektiv stand gesamt als Sieger fest und wurde jubelnd bedankt.

Bilder: Philharmonie Salzburg / Erika Mayer

 

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